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christian
a:arbeiterkultur [2024/02/29 22:19] (aktuell)
christian
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-In der marxistischen Analyse wurden, als im 19. Jh. die Klasse der »doppelt freien Lohnarbeiter« entstand, auch Beschreibungsmuster für ihre Sozialkultur notwendig. Engels umschreibt die besonderen, von der übrigen Bevölkerung deutlich unterschiedenen [[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensbedingungen]] der Proletarier mit der Formel, sie seien »ein ganz anderes Volk geworden als die englische [[b:Bourgeoisie]]« (//Lage,// vgl. Metscher 1982). Fast gleichzeitig hat Benjamin Disraeli diesem Topos in seinem Roman //Sybil, or the two Nations// literarische Gestalt verliehen. 1848 sprechen Marx und Engels davon, daß der [[k:Kapitalismus]] zur Zerklüftung der Nation »in zwei Nationen, die Nation der Besitzer und die Nation der Arbeiter« führe (MEW 5). In der theoretischen Analyse spielte später A eine noch geringere Rolle als [[k:Kultur|Kultur]] überhaupt: Für die Analyse der Bewegungsgesetze des Kapitals und für die politisch-revolutionäre Bewegung drängten Kultur und »Lebensweise« (MEW 3) sich nur in Ausnahmefällen (z.B. bei den französischen Parzellenbauern im //18.B//) in den Vordergrund.+In der marxistischen Analyse wurden, als im 19. Jh. die Klasse der »doppelt freien <!--[-->[[l:Lohnarbeit|Lohnarbeiter]]<!--]-->« entstand, auch Beschreibungsmuster für ihre Sozialkultur notwendig. Engels umschreibt die besonderen, von der übrigen Bevölkerung deutlich unterschiedenen [[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensbedingungen]] der Proletarier mit der Formel, sie seien »ein ganz anderes Volk geworden als die englische [[b:Bourgeoisie]]« (//Lage,// vgl. Metscher 1982). Fast gleichzeitig hat Benjamin Disraeli diesem Topos in seinem Roman //Sybil, or the two Nations// literarische Gestalt verliehen. 1848 sprechen Marx und Engels davon, daß der [[k:Kapitalismus]] zur Zerklüftung der Nation »in zwei Nationen, die Nation der Besitzer und die Nation der Arbeiter« führe (MEW 5). In der theoretischen Analyse spielte später A eine noch geringere Rolle als [[k:Kultur|Kultur]] überhaupt: Für die Analyse der Bewegungsgesetze des Kapitals und für die politisch-revolutionäre Bewegung drängten Kultur und »Lebensweise« (MEW 3) sich nur in Ausnahmefällen (z.B. bei den französischen Parzellenbauern im //18.B//) in den Vordergrund.
  
 Die frühen Arbeiterorganisationen gingen aus dem liberalen bürgerlichen Vereinswesen hervor, fanden dann aber zu eigenständigen Formen. Ihre Vereine waren immer auch kulturelle Institutionen der gemeinschaftlichen Gestaltung von Lebensverhältnissen. In den Arbeitervereinen entstanden in Deutschland in den 1860er Jahren die ersten Formen von proletarischen ästhetischen Produktionen (Arbeitertheater) und proletarischer Körperkultur (Arbeitersport), in die auch die neuen Lebensbedingungen Eingang fanden (Rüden 1979, Barth 1978). Ihrem eigenen Selbstverständnis nach wurde die deutsche [[a:Arbeiterbewegung]] zur »Kulturbewegung«. Orientiert an der Programmatik der [[f:Französische Revolution|Französischen Revolution]] und den humanistischen Idealen der deutschen Klassik, strebte sie danach, die Vorstellung des mündigen, souveränen und freien Menschen in eine für alle realisierbare Lebensform münden zu lassen – was in ihrem Verständnis die Umgestaltung der Eigentumsordnung zur Voraussetzung hatte. Dies gipfelte in dem nie (auch nicht im »Proletkult«, vgl. Gorsen/Knödler-Bunte 1974) voll eingelösten Anspruch, eine in allen Teilen von der bürgerlichen deutlich unterschiedene proletarische Kultur zu entwickeln. Die frühen Arbeiterorganisationen gingen aus dem liberalen bürgerlichen Vereinswesen hervor, fanden dann aber zu eigenständigen Formen. Ihre Vereine waren immer auch kulturelle Institutionen der gemeinschaftlichen Gestaltung von Lebensverhältnissen. In den Arbeitervereinen entstanden in Deutschland in den 1860er Jahren die ersten Formen von proletarischen ästhetischen Produktionen (Arbeitertheater) und proletarischer Körperkultur (Arbeitersport), in die auch die neuen Lebensbedingungen Eingang fanden (Rüden 1979, Barth 1978). Ihrem eigenen Selbstverständnis nach wurde die deutsche [[a:Arbeiterbewegung]] zur »Kulturbewegung«. Orientiert an der Programmatik der [[f:Französische Revolution|Französischen Revolution]] und den humanistischen Idealen der deutschen Klassik, strebte sie danach, die Vorstellung des mündigen, souveränen und freien Menschen in eine für alle realisierbare Lebensform münden zu lassen – was in ihrem Verständnis die Umgestaltung der Eigentumsordnung zur Voraussetzung hatte. Dies gipfelte in dem nie (auch nicht im »Proletkult«, vgl. Gorsen/Knödler-Bunte 1974) voll eingelösten Anspruch, eine in allen Teilen von der bürgerlichen deutlich unterschiedene proletarische Kultur zu entwickeln.
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-➫ [[a:Alltag]], [[a:Arbeiterbewegung]],  [[a:Arbeiterkulturbewegung]],  [[a:Arbeitskraft]],  [[b:Bedürfnis]], [[f:Familie]],  [[f:Familienarbeit, Hausarbeit|Familienarbeit/Hausarbeit]],  [[g:Gegenkultur]],  [[g:Genossenschaft]], [[h:Humanismus]],  [[i:Ideologietheorie]], [[k:Kultur]],  [[k:Kulturindustrie]], [[k:Kulturpolitik]], [[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensweise/Lebensbedingungen]],  Massenkultur,  moralische Ökonomie,  Proletkult, Reproduktion,  Sozialpolitik,  Volkskultur im Kapitalismus,  Volkskultur (vorkapitalistische),  Wohnungsfrage +➫ [[a:Alltag]], [[a:Arbeiterbewegung]],  [[a:Arbeiterkulturbewegung]],  [[a:Arbeitskraft]],  [[b:Bedürfnis]], [[f:Familie]],  [[f:Familienarbeit, Hausarbeit|Familienarbeit/Hausarbeit]],  [[g:Gegenkultur]],  [[g:Genossenschaft]], [[h:Humanismus]],  [[i:Ideologietheorie]], [[k:Kultur]],  [[k:Kulturindustrie]], [[k:Kulturpolitik]], [[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensweise/Lebensbedingungen]],  <!--[-->[[m:Massenkultur|Massenkultur]]<!--]-->[[m:moralische Ökonomie]],  Proletkult, Reproduktion,  Sozialpolitik,  Volkskultur im Kapitalismus,  Volkskultur (vorkapitalistische),  Wohnungsfrage 
    
  
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a/arbeiterkultur.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/29 22:19 von christian     Nach oben
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