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-I. Die vorsintflutliche Form des [[k:Kapital]]s, das Kaufmannskapital, ist »in den Intermundien der alten Welt« (//K I//) zuhause. Erst im neuzeitlichen Staat, wo das produktive Kapital sesshaft ist, wird das Innen/Außen zum Problem: Möglichst viel ex- und möglichst wenig importieren, heißt die Devise seiner merkantilistischen Wirtschaftspolitik, damit mehr [[g:Geld]] (Gold, Silber) ins Land kommt als das Land verlässt. Das bereits großindustriell entwickelte Kapital drängt ins Ausland, um dem Druck von Kapitalüberproduktion und sinkender Profitrate zu entgehen. Der »nicht mehr vom [[b:Bank]]-, sondern vom [[f:Finanzkapital]]« betriebene K treibt die weltweite Ausbreitung des [[k:Kapitalismus]] voran und zieht die Staatenwelt in [[k:Kolonialismus]] und schließlich [[i:Imperialismus]] (Küntzel 1974, 25). Die Weltkriege gehören zu seiner Signatur. Im [[f:Freihandel]]s-[[i:Imperium]] des transnationalen Kapitalismus hebt dessen dominante Kapitalform die Kategorie K wie ihr komplementäres Gegenstück, Kapitalimport, partiell wieder auf: Die tendenziell auf der Erdkugel allgegenwärtigen transnationalen Konzerne //sind// der organisatorisch verkörperte K. Ihr Firmensitz mag weiterhin national sein, doch Kapitalallokation, Wertgenerierung und [[a:Akkumulation]] sind international. Die Konzernwelten durchqueren die Staatenwelt wie transversale Mächte. Nachdem die Abkömmlinge je eines Kapitals in viele Länder ausgewandert sind, exportiert dieses auch aus vielen Ländern.+I. Die vorsintflutliche Form des [[k:Kapital|Kapitals]], das Kaufmannskapital, ist »in den Intermundien der alten Welt« (//K I//) zuhause. Erst im neuzeitlichen Staat, wo das produktive Kapital sesshaft ist, wird das Innen/Außen zum Problem: Möglichst viel ex- und möglichst wenig importieren, heißt die Devise seiner <!--[-->[[m:Merkantilismus|merkantilistischen]]<!--]--> Wirtschaftspolitik, damit mehr [[g:Geld]] (Gold, Silber) ins Land kommt als das Land verlässt. Das bereits großindustriell entwickelte Kapital drängt ins Ausland, um dem Druck von Kapitalüberproduktion und sinkender Profitrate zu entgehen. Der »nicht mehr vom [[b:Bank]]-, sondern vom [[f:Finanzkapital]]« betriebene K treibt die weltweite Ausbreitung des [[k:Kapitalismus]] voran und zieht die Staatenwelt in [[k:Kolonialismus]] und schließlich [[i:Imperialismus]] (Küntzel 1974, 25). Die Weltkriege gehören zu seiner Signatur. Im [[f:Freihandel|Freihandels]]-[[i:Imperium]] des transnationalen Kapitalismus hebt dessen dominante Kapitalform die Kategorie K wie ihr komplementäres Gegenstück, Kapitalimport, partiell wieder auf: Die tendenziell auf der Erdkugel allgegenwärtigen transnationalen Konzerne //sind// der organisatorisch verkörperte K. Ihr Firmensitz mag weiterhin national sein, doch Kapitalallokation, Wertgenerierung und [[a:Akkumulation]] sind international. Die Konzernwelten durchqueren die Staatenwelt wie transversale Mächte. Nachdem die Abkömmlinge je eines Kapitals in viele Länder ausgewandert sind, exportiert dieses auch aus vielen Ländern.
  
-II. Ist die Tendenz zur [[g:Globalisierung]] im Kapital angelegt, so hängt deren Form ab von politisch-gesellschaftlichen [[k:Kräfteverhältnis]]sen auf nationaler und internationaler Ebene und spezifischen Formen der Regulation. Um sich zu verstetigen, verlangt jeder Entwicklungsschub der Weltmarktbildung bestimmte politische, rechtliche und militärische Voraussetzungen, sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene: »[[h:Handelskapital]] braucht zu seiner Herausbildung nur Vertragsrecht [...]. Für zinstragendes Kapital sind bereits anspruchsvollere Mechanismen zur Durchsetzung der Zahlungsverpflichtungen erforderlich. Die komplexesten Anforderungen stellt das Produktivkapital«; es braucht sowohl »Lohnarbeit, [...] als auch [[e:Eigentum]]srechte an natürlichen Ressourcen. Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass die Internationalisierung des Kapitals mit dem Warenkapital begann, sich mit dem Geldkapital fortsetzte und erst in der letzten Stufe auch das Produktivkapital umfasste.« (Becker 2002, vgl. Bühler 1981) Die internationalen Kapitalflüsse werden also durch gesellschaftliche und politische Grenzen beeinflusst, die selbst umkämpft sind, sich verschieben und der Tendenz zur Bildung eines universellen Weltmarktes, etwa in den 1930er Jahren, entgegen wirken können. Dabei lassen sich unterschiedliche Perioden unterscheiden: nach dem frühkapitalistischen Kolonialismus und dem Merkantilismus schließt die Ära des klassischen Freihandels an, wie ihn Adam Smith und David Ricardo befürworten, der jedoch als internationales System von vornherein nicht mehr als eine Episode in der Geschichte der Kapitalakkumulation darstellen konnte (Luxemburg, //Akku//). Es folgt die imperialistische [[k:Konkurrenz]] mit hohen Außenzöllen (also einer Einschränkung des Warenexports) und aggressivem Export v.a. von Geldkapital. In den 1930er Jahren brechen internationaler [[h:Handel]] und Kapitalverkehr ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Mobilität des Geldkapitals durch staatliche Kapitalverkehrskontrollen zunächst eingeschränkt, dafür expandiert erneut der durch das Bretton-Woods-Abkommen wiederhergestellte Welthandel. Die Entstehung der Eurodollarmärkte in den 1960er Jahren zeigt, dass Westeuropa gegenüber den USA ökonomisch aufholt und dass das Geldkapital teilweise in der Lage ist, sich restriktiver nationalstaatlicher Regulation zu entziehen (vgl. Junne 1976). Schließlich kommt es in der [[k:Krise des Fordismus]] ab den 1970er Jahren zur weiteren Liberalisierung des Kapitalverkehrs und zur Herausbildung globaler [[f:Finanzmärkte]] sowie transnationaler Unternehmen und Produktionsnetzwerke. +II. Ist die Tendenz zur [[g:Globalisierung]] im Kapital angelegt, so hängt deren Form ab von politisch-gesellschaftlichen [[k:Kräfteverhältnis|Kräfteverhältnissen]] auf nationaler und internationaler Ebene und spezifischen Formen der Regulation. Um sich zu verstetigen, verlangt jeder Entwicklungsschub der Weltmarktbildung bestimmte politische, rechtliche und militärische Voraussetzungen, sowohl auf nationaler wie internationaler Ebene: »[[h:Handelskapital]] braucht zu seiner Herausbildung nur Vertragsrecht [...]. Für zinstragendes Kapital sind bereits anspruchsvollere Mechanismen zur Durchsetzung der Zahlungsverpflichtungen erforderlich. Die komplexesten Anforderungen stellt das Produktivkapital«; es braucht sowohl »<!--[-->[[l:Lohnarbeit|Lohnarbeit]]<!--]-->, [...] als auch Eigentumsrechte an natürlichen Ressourcen. Daher ist es auch nicht erstaunlich, dass die Internationalisierung des Kapitals mit dem Warenkapital begann, sich mit dem Geldkapital fortsetzte und erst in der letzten Stufe auch das Produktivkapital umfasste.« (Becker 2002, vgl. Bühler 1981) Die internationalen Kapitalflüsse werden also durch gesellschaftliche und politische Grenzen beeinflusst, die selbst umkämpft sind, sich verschieben und der Tendenz zur Bildung eines universellen Weltmarktes, etwa in den 1930er Jahren, entgegen wirken können. Dabei lassen sich unterschiedliche Perioden unterscheiden: nach dem frühkapitalistischen Kolonialismus und dem <!--[-->[[m:Merkantilismus|Merkantilismus]]<!--]--> schließt die Ära des klassischen Freihandels an, wie ihn Adam Smith und David Ricardo befürworten, der jedoch als internationales System von vornherein nicht mehr als eine Episode in der Geschichte der Kapitalakkumulation darstellen konnte (Luxemburg, //Akku//). Es folgt die imperialistische [[k:Konkurrenz]] mit hohen Außenzöllen (also einer Einschränkung des Warenexports) und aggressivem Export v.a. von Geldkapital. In den 1930er Jahren brechen internationaler [[h:Handel]] und Kapitalverkehr ein. Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die <!--[-->[[m:Mobilität|Mobilität]]<!--]--> des Geldkapitals durch staatliche Kapitalverkehrskontrollen zunächst eingeschränkt, dafür expandiert erneut der durch das Bretton-Woods-Abkommen wiederhergestellte Welthandel. Die Entstehung der Eurodollarmärkte in den 1960er Jahren zeigt, dass Westeuropa gegenüber den USA ökonomisch aufholt und dass das Geldkapital teilweise in der Lage ist, sich restriktiver nationalstaatlicher Regulation zu entziehen (vgl. Junne 1976). Schließlich kommt es in der [[k:Krise des Fordismus]] ab den 1970er Jahren zur weiteren Liberalisierung des Kapitalverkehrs und zur Herausbildung globaler [[f:Finanzmärkte]] sowie transnationaler Unternehmen und Produktionsnetzwerke. 
    
  
-➫ [[a:Akkumulation]], [[e:Entwicklungsländer]],  [[e:Extraprofit]],  [[f:fiktives Kapital]],  [[f:Finanzkapital]], [[f:Finanzkrise]],  [[f:Finanzmärkte]],  [[f:Fordismus]],  [[f:Freihandel]],  [[g:Gewalt]], [[g:Globalisierung]],  [[h:Handel]],  [[h:Handelskapital]],  [[h:Herrschaft]], [[h:hochtechnologische Produktionsweise]],  [[i:immaterielle Güter/immaterieller Schaden]],  [[i:Imperialismus]],  [[i:Imperium]],  [[i:Inflation]],  [[i:innen/außen]], [[i:intellektuelle Eigentumsrechte]],  [[i:internationale Arbeitsteilung]], [[i:internationale Beziehungen]],  [[i:internationale politische Ökonomie]], [[k:Kapital]],  [[k:Kapitalentwertung, -vernichtung|Kapitalentwertung/-vernichtung]],  [[k:Kapitalismus]], [[k:kapitalistische Produktionsweise]],  [[k:Kapitalmobilität, internationale|Kapitalmobilität (internationale)]],  [[k:Konkurrenz]], [[k:Konzentration und Zentralisation des Kapitals]],  [[k:Kredit]],  Luxemburgismus, Mehrwert,  Merkantilismus,  Monopol,  Monopolkapital,  Nationalstaat, neoklassische politische Ökonomie,  Neoliberalismus,  organische Zusammensetzung,  Peripherie/Zentrum,  Produktivkräfte,  Profitrate, Reproduktionsschemata,  Rüstungsindustrialisierung,  Schuldenkrise, Spätkapitalismus,  Surplus,  tendenzieller Fall der Profitrate, transnationale Konzerne,  transnationaler Kapitalismus, Überakkumulation,  Ultraimperialismus,  Verwertung,  vorkapitalistische Produktionsweisen,  Weltkrieg,  Weltmarkt,  Wirtschaftswachstum, Zerstörung,  Zins +➫ [[a:Akkumulation]], [[e:Entwicklungsländer]],  [[e:Extraprofit]],  [[f:fiktives Kapital]],  [[f:Finanzkapital]], [[f:Finanzkrise]],  [[f:Finanzmärkte]],  [[f:Fordismus]],  [[f:Freihandel]],  [[g:Gewalt]], [[g:Globalisierung]],  [[h:Handel]],  [[h:Handelskapital]],  [[h:Herrschaft]], [[h:hochtechnologische Produktionsweise]],  [[i:immaterielle Güter/immaterieller Schaden]],  [[i:Imperialismus]],  [[i:Imperium]],  [[i:Inflation]],  [[i:innen/außen]], [[i:intellektuelle Eigentumsrechte]],  [[i:internationale Arbeitsteilung]], [[i:internationale Beziehungen]],  [[i:internationale politische Ökonomie]], [[k:Kapital]],  [[k:Kapitalentwertung, -vernichtung|Kapitalentwertung/-vernichtung]],  [[k:Kapitalismus]], [[k:kapitalistische Produktionsweise]],  [[k:Kapitalmobilität, internationale|Kapitalmobilität (internationale)]],  [[k:Konkurrenz]], [[k:Konzentration und Zentralisation des Kapitals]],  [[k:Kredit]],  <!--[-->[[l:Luxemburgismus|Luxemburgismus]]<!--]--><!--[-->[[m:Mehrwert|Mehrwert]]<!--]-->,  [[m:Merkantilismus]],  <!--[-->[[m:Monopol|Monopol]]<!--]-->,  [[m:Monopolkapital]],  <!--[-->[[n:Nationalstaat]]<!--]-->, neoklassische politische Ökonomie,  Neoliberalismus,  organische Zusammensetzung,  Peripherie/Zentrum,  Produktivkräfte,  Profitrate, Reproduktionsschemata,  Rüstungsindustrialisierung,  Schuldenkrise, Spätkapitalismus,  Surplus,  tendenzieller Fall der Profitrate, transnationale Konzerne,  transnationaler Kapitalismus, Überakkumulation,  Ultraimperialismus,  Verwertung,  vorkapitalistische Produktionsweisen,  Weltkrieg,  Weltmarkt,  Wirtschaftswachstum, Zerstörung,  Zins 
    
  
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