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- | Im Dezember 1933 zitiert der Hauptangeklagte und spätere Generalsekretär der [[k:Komintern]], Georgi Michailow Dimitroff, im Schlussplädoyer des Reichstagsbrandprozesses Galilei: »Und dennoch dreht sie sich!« – um den Richtern und der Welt zu verkünden, dass sich die Wahrheit und der »endgültige Sieg des [[k:Kommunismus]]« nicht aufhalten lassen (...). Dass er sich auf den berühmten Naturwissenschaftler bezieht, der für das heliozentrische Weltbild eingetreten war und dafür von der römischen [[k:Kirche]] ›verketzert‹ wurde, ist kein Zufall. »Unglücklich das Land, das [[h:Held]]en nötig hat«, lässt Brecht seinen Galilei sagen, nachdem ihn die Kirche zum Widerruf gezwungen hat (...). K haben im Deutungsangebot der [[a:Arbeiterbewegung]] immer eine Rolle gespielt, und im Wissen darum, dass die Normalität, welche die Abweichung bestimmt, ihrerseits nicht feststeht, haben Johann Most, Karl Kautsky oder Fritz Brupacher sich selbst oder befreundete [[g:Genosse]]n ironisch als K tituliert. Wenn Ernst Bloch sagen konnte, es sei »das beste an der Religion, dass sie K hervorruft« (...), so steht die Religion hier für eine herrschaftsstabilisierende Ideologie, die sich der [[k:Kontrolle]] ›von unten‹ entzogen hat und deren ursprüngliche Impulse nurmehr von denen weitergeführt werden, die sie ausgestoßen hat. Für den herrschenden Konformismus sind die K stets ›die Anderen‹. Die Orthodoxie, die aus den Auseinandersetzungen um den ›richtigen‹ Weg als Mehrheitsmeinung hervorgeht, konstituiert den K, der wiederum, in einer veränderten Konstellation, seinerseits K hervorbringen kann. So konnte Gramsci argumentieren, dass die »liberale Häresie« des Dritten Standes (//Gef//), die sich dem Autoritarismus von [[k:Katholizismus]] und Monarchie entgegensetzte, ihrerseits die »Philosophie der Praxis« als die »›Häresie‹ der Religion der [[f:Freiheit]]« hervorbrachte (//Gef//). Vom Standpunkt des zur ›Religion‹ gewordenen <!--[-->[[l:Liberalismus|Liberalismus]]<!--]-->, der den ›[[g:Glauben]]‹ des zur [[h:Herrschaft]] gelangten Bürgertums sicherstellen sollte, wurde der Marxismus zur ›Häresie‹. | + | Im Dezember 1933 zitiert der Hauptangeklagte und spätere Generalsekretär der [[k:Komintern]], Georgi Michailow Dimitroff, im Schlussplädoyer des Reichstagsbrandprozesses Galilei: »Und dennoch dreht sie sich!« – um den Richtern und der Welt zu verkünden, dass sich die Wahrheit und der »endgültige Sieg des [[k:Kommunismus]]« nicht aufhalten lassen (...). Dass er sich auf den berühmten Naturwissenschaftler bezieht, der für das heliozentrische Weltbild eingetreten war und dafür von der römischen [[k:Kirche]] ›verketzert‹ wurde, ist kein Zufall. »Unglücklich das Land, das [[h:Held|Helden]] nötig hat«, lässt Brecht seinen Galilei sagen, nachdem ihn die Kirche zum Widerruf gezwungen hat (...). K haben im Deutungsangebot der [[a:Arbeiterbewegung]] immer eine Rolle gespielt, und im Wissen darum, dass die Normalität, welche die Abweichung bestimmt, ihrerseits nicht feststeht, haben Johann Most, Karl Kautsky oder Fritz Brupacher sich selbst oder befreundete [[g:Genosse|Genossen]] ironisch als K tituliert. Wenn Ernst Bloch sagen konnte, es sei »das beste an der Religion, dass sie K hervorruft« (...), so steht die Religion hier für eine herrschaftsstabilisierende Ideologie, die sich der [[k:Kontrolle]] ›von unten‹ entzogen hat und deren ursprüngliche Impulse nurmehr von denen weitergeführt werden, die sie ausgestoßen hat. Für den herrschenden Konformismus sind die K stets ›die Anderen‹. Die Orthodoxie, die aus den Auseinandersetzungen um den ›richtigen‹ Weg als Mehrheitsmeinung hervorgeht, konstituiert den K, der wiederum, in einer veränderten Konstellation, seinerseits K hervorbringen kann. So konnte Gramsci argumentieren, dass die »liberale Häresie« des Dritten Standes (//Gef//), die sich dem Autoritarismus von [[k:Katholizismus]] und Monarchie entgegensetzte, ihrerseits die »Philosophie der Praxis« als die »›Häresie‹ der Religion der [[f:Freiheit]]« hervorbrachte (//Gef//). Vom Standpunkt des zur ›Religion‹ gewordenen <!--[-->[[l:Liberalismus|Liberalismus]]<!--]-->, der den ›[[g:Glauben]]‹ des zur [[h:Herrschaft]] gelangten Bürgertums sicherstellen sollte, wurde der Marxismus zur ›Häresie‹. |
- | ➫ [[b:Bolschewisierung]], [[d:demokratischer Zentralismus]], [[d:Dissident(inn)en]], [[d:Dogmatismus]], [[e:Erlösung]], [[f:Feudalismus]], [[f:Fundamentalismus]], [[g:Glauben]], [[g:Gott]], [[h:Hexenverfolgung]], [[h:Himmel/Hölle]], [[h:historischer Materialismus]], [[i:Inquisition]], [[j:Jenseits/Diesseits]], [[k:Katholizismus]], [[k:Kirche]], [[k:Kommune]], [[k:Kommunismus]], materialistische Bibellektüre, Moskauer Prozesse, Orthodoxie, Personenkult, Pressefreiheit, Reformation, Religion, Religionskritik, religiöse Revolutionsbewegungen, religiöser Sozialismus, Renegat, Sekten, Sektierertum, Stalinismus, Urchristentum, Zweifel | + | ➫ [[b:Bolschewisierung]], [[d:demokratischer Zentralismus]], [[d:Dissident(inn)en]], [[d:Dogmatismus]], [[e:Erlösung]], [[f:Feudalismus]], [[f:Fundamentalismus]], [[g:Glauben]], [[g:Gott]], [[h:Hexenverfolgung]], [[h:Himmel/Hölle]], [[h:historischer Materialismus]], [[i:Inquisition]], [[j:Jenseits/Diesseits]], [[k:Katholizismus]], [[k:Kirche]], [[k:Kommune]], [[k:Kommunismus]], [[m:materialistische Bibellektüre]], [[m:Moskauer Prozesse]], Orthodoxie, Personenkult, Pressefreiheit, Reformation, Religion, Religionskritik, religiöse Revolutionsbewegungen, religiöser Sozialismus, Renegat, Sekten, Sektierertum, Stalinismus, Urchristentum, Zweifel |