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christian
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 Indem K [[g:Gegensatz|Gegensätze]] verbindet, kommt sie der [[d:Dialektik]] nahe. Doch wo diese »jede gewordene [[f:Form]] im Flusse ihrer [[b:Bewegung]]« (Marx) und die gegeneinander verfestigten Gegensätze in ihren einander qualifizierenden Wechselwirkungen und ihren Übergängen auffasst, begnügt sich das K-[[d:Denken]] mit ihrer Koexistenz. Insofern hat es [[b:Bild]]charakter und lässt sich mit dem Ausdruck von Benjamin (...) als »Dialektik im Stillstand« beschreiben. Indem K [[g:Gegensatz|Gegensätze]] verbindet, kommt sie der [[d:Dialektik]] nahe. Doch wo diese »jede gewordene [[f:Form]] im Flusse ihrer [[b:Bewegung]]« (Marx) und die gegeneinander verfestigten Gegensätze in ihren einander qualifizierenden Wechselwirkungen und ihren Übergängen auffasst, begnügt sich das K-[[d:Denken]] mit ihrer Koexistenz. Insofern hat es [[b:Bild]]charakter und lässt sich mit dem Ausdruck von Benjamin (...) als »Dialektik im Stillstand« beschreiben.
  
-Es ist das von Niels Bohr, der über Psychologie und Philosophie zur Physik gekommen ist, »aus der philosophischen [[i:Idee]] eines ganzheitlichen Zusammenhangs von Wissen und [[h:Handlung]] abgeleitete« (Meyer-Abich 2004) und 1927 in die Quantenmechanik eingeführte K-Prinzip, das über die Disziplingrenzen hinauswirkte und dem Term K zu Aktualität verhalf. Freilich haftet dem bohrschen K-[[b:Begriff]] der Charakter einer spekulativen Improvisation an, die dem [[k:klassisch]]en Verständnis als Ungereimtheit erscheint. In der Strömung, die Max Tegmark die »Shut-up-and-Calculate-[[i:Interpretation]]« der Quantenmechanik genannt hat (zit.n. Rauner in Falkenburg/Stöckler 2000), geht sie quasi mit dem »Denkverbot« (Stöckler) einher, nach dem Wesen der einander ausschließenden Komplemente und dem ihrer K-Beziehung zu fragen. Dagegen bildet bei Marx und der marxistisch geschärften Kritischen Theorie, v.a. jedoch in der [[i:Ideologietheorie]], wo es um die Stabilisierung gesellschaftlicher Antagonismen geht, die Analyse von K-Beziehungen ein zentrales Element für die Analyse der Dialektik von [[h:Herrschaft]].+Es ist das von Niels Bohr, der über Psychologie und Philosophie zur Physik gekommen ist, »aus der philosophischen [[i:Idee]] eines ganzheitlichen Zusammenhangs von Wissen und [[h:Handlung]] abgeleitete« (Meyer-Abich 2004) und 1927 in die Quantenmechanik eingeführte K-Prinzip, das über die Disziplingrenzen hinauswirkte und dem Term K zu Aktualität verhalf. Freilich haftet dem bohrschen K-[[b:Begriff]] der Charakter einer spekulativen Improvisation an, die dem [[k:klassisch|klassischen]] Verständnis als Ungereimtheit erscheint. In der Strömung, die Max Tegmark die »Shut-up-and-Calculate-[[i:Interpretation]]« der Quantenmechanik genannt hat (zit.n. Rauner in Falkenburg/Stöckler 2000), geht sie quasi mit dem »Denkverbot« (Stöckler) einher, nach dem Wesen der einander ausschließenden Komplemente und dem ihrer K-Beziehung zu fragen. Dagegen bildet bei Marx und der marxistisch geschärften Kritischen Theorie, v.a. jedoch in der [[i:Ideologietheorie]], wo es um die Stabilisierung gesellschaftlicher Antagonismen geht, die Analyse von K-Beziehungen ein zentrales Element für die Analyse der Dialektik von [[h:Herrschaft]].
  
-II. Mit dem Konzept der K weist Bohr […] darauf hin, dass das Objekt nicht ohne die Versuchsanordnungen zu haben ist und darum widersprüchliche Beobachtungen – resultierend aus der nicht vollständig bestimmbaren Eigendynamik der Naturvorgänge – erst dadurch aufgelöst werden können, dass die experimentellen Bedingungen und Vermittlungen mit berücksichtigt werden. Der Begriff der K ist geeignet, »die typischen Züge der [[i:Individualität]] von Quantenphänomenen zu erfassen und gleichzeitig die besonderen Aspekte des Beobachtungsproblems innerhalb dieses [[e:Erfahrung]]sgebietes klarzulegen. [...] Tatsächlich findet die Individualität der typischen Quanteneffekte ihren logischen Ausdruck in dem Umstande, dass jeglicher Versuch [...] neue, prinzipiell unkontrollierbare Möglichkeiten der Wechselwirkung zwischen den Objekten und den Messgeräten herbeiführt.« (1964) Dabei erklärt Bohr es für »entscheidend, dass, //wie weit auch die Phänomene den Bereich klassischer physikalischer Erklärung überschreiten mögen, die Darstellung aller Erfahrung in klassischen Begriffen erfolgen muss//« (...).+II. Mit dem Konzept der K weist Bohr […] darauf hin, dass das Objekt nicht ohne die Versuchsanordnungen zu haben ist und darum widersprüchliche Beobachtungen – resultierend aus der nicht vollständig bestimmbaren Eigendynamik der Naturvorgänge – erst dadurch aufgelöst werden können, dass die experimentellen Bedingungen und Vermittlungen mit berücksichtigt werden. Der Begriff der K ist geeignet, »die typischen Züge der [[i:Individualität]] von Quantenphänomenen zu erfassen und gleichzeitig die besonderen Aspekte des Beobachtungsproblems innerhalb dieses [[e:Erfahrung|Erfahrungs]]gebietes klarzulegen. [...] Tatsächlich findet die Individualität der typischen Quanteneffekte ihren logischen Ausdruck in dem Umstande, dass jeglicher Versuch [...] neue, prinzipiell unkontrollierbare Möglichkeiten der Wechselwirkung zwischen den Objekten und den Messgeräten herbeiführt.« (1964) Dabei erklärt Bohr es für »entscheidend, dass, //wie weit auch die Phänomene den Bereich klassischer physikalischer Erklärung überschreiten mögen, die Darstellung aller Erfahrung in klassischen Begriffen erfolgen muss//« (...).
  
-K ist demnach ein sprachliches Konzept, das bei der Übersetzung des quantenmechanischen Formalismus in die Alltagssprache notwendig ist. Dass es genau zwei sich gegenseitig ausschließende Beschreibungsweisen gibt, verweist jedoch auf eine Naturtatsache. Obwohl das Konzept der K primär auf die epistemologische [[e:Ebene]] abzielt, setzt es damit eine bestimmte Auffassung des physikalischen Seins voraus. Wellen- und Teilcheneigenschaften werden als zwei zur gleichen Zeit sich gegenseitig ausschließende, aber notwendig vervollständigende [[e:Existenz]]weisen eines Objekts gedacht. Da das physikalische Objekt trotzdem erfasst werden muss – schon aufgrund der Berechenbarkeit möglicher Spuren –, wird es als Gedankenkonkretum in die mathematische Abstraktion gerückt. Deswegen ist die der Quantenmechanik adäquate spontane Philosophie – zumindest für Heisenberg – die eines mathematischen Realismus und Platonismus: »Die letzte Wurzel der Erscheinungen ist also nicht die Materie, sondern das mathematische Gesetz, die Symmetrie, die mathematische Form« (1971). +K ist demnach ein sprachliches Konzept, das bei der Übersetzung des quantenmechanischen Formalismus in die Alltagssprache notwendig ist. Dass es genau zwei sich gegenseitig ausschließende Beschreibungsweisen gibt, verweist jedoch auf eine Naturtatsache. Obwohl das Konzept der K primär auf die epistemologische Ebene abzielt, setzt es damit eine bestimmte Auffassung des physikalischen Seins voraus. Wellen- und Teilcheneigenschaften werden als zwei zur gleichen Zeit sich gegenseitig ausschließende, aber notwendig vervollständigende [[e:Existenz]]weisen eines Objekts gedacht. Da das physikalische Objekt trotzdem erfasst werden muss – schon aufgrund der Berechenbarkeit möglicher Spuren –, wird es als Gedankenkonkretum in die mathematische Abstraktion gerückt. Deswegen ist die der Quantenmechanik adäquate spontane Philosophie – zumindest für Heisenberg – die eines mathematischen Realismus und Platonismus: »Die letzte Wurzel der Erscheinungen ist also nicht die Materie, sondern das mathematische Gesetz, die Symmetrie, die mathematische Form« (1971). 
    
  

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