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k:konsumgesellschaft [2015/05/26 12:34]
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k:konsumgesellschaft [2024/02/20 18:58] (aktuell)
christian
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-Wie Massen-, Wissens- oder [[i:Informationsgesellschaft]] ist auch K ein [[a:Ausdruck]], der ein Einzelmerkmal kapitalistischer [[g:Gesellschaft]]en absolut setzt, mithin deren widersprüchliche [[f:Funktion]]sweise nicht fassen kann. Wo alles Licht aufs Konsumieren fällt, rückt das Produzieren ins Dunkel. Jedes Land wird, unterm Gesichtspunkt der K betrachtet, zum gelobten, in dem Milch und Honig fließen. Die konkreten Umstände des Produzierens – [[f:Fabrik]]disziplin, [[a:Ausbeutung]], Schweiß – sind ebenso zum Verschwinden gebracht wie die vom [[k:Konsumismus]] Ausgeschlossenen.+Wie Massen-, Wissens- oder [[i:Informationsgesellschaft]] ist auch K ein [[a:Ausdruck]], der ein Einzelmerkmal kapitalistischer [[g:Gesellschaft|Gesellschaften]] absolut setzt, mithin deren widersprüchliche Funktionsweise nicht fassen kann. Wo alles Licht aufs Konsumieren fällt, rückt das Produzieren ins Dunkel. Jedes Land wird, unterm Gesichtspunkt der K betrachtet, zum gelobten, in dem Milch und Honig fließen. Die konkreten Umstände des Produzierens – [[f:Fabrik]]disziplin, [[a:Ausbeutung]], Schweiß – sind ebenso zum Verschwinden gebracht wie die vom [[k:Konsumismus]] Ausgeschlossenen.
  
-Das Auftauchen der K ist mit dem [[f:Fordismus]] verknüpft, mit einer Produktions- und <!--[-->[[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensweise]]<!--]-->, in der die Taylorisierung der [[a:Arbeitskraft]] auf Grundlage gesteigerter Produktivität mit einer Lohnpolitik kombiniert wird, die den Zugang zu einem größeren Warenangebot erst ermöglicht. Der Arbeiter, der während der [[a:Arbeitszeit]] ausschließlich als Produzent interessiert, verwandelt sich außerhalb der Fabrik in den ›Verbraucher‹, der (auch) kaufen soll, was er nicht braucht. Dass er aber tatsächlich kaufen konnte, was er brauchte – dieser Umstand wurde im Kontext der Systemauseinandersetzung nach dem Zweiten Weltkrieg auf seiten der kapitalistischen Gesellschaften zu einem Integrationsfaktor ersten Ranges: Während die immer gleichen Konserven in den Schaufenstern des Systemgegners von der ungebrochenen Kontinuität des aus dem [[k:Krieg]] überkommenen <!--[-->[[m:Mangel|Mangel]]<!--]-->zu künden schienen, überzogen die opulenten Warensammlungen im Westen den [[a:Alltag]] der abhängig Beschäftigten mit dem Schmelz des Überflusses. Die Gesellschaft schien tatsächlich in eine K verwandelt, in der sich die Nachkriegsträume von sozial-revolutionärer Umgestaltung erledigt hatten. Partizipation und individuelle [[f:Freiheit]], im Politischen de facto reduziert auf den periodisch wiederkehrenden Wahlsonntag, schienen in der Freiheit des privaten Konsums exemplarisch verwirklicht – in »Homologie mit der parlamentarischen [[d:Demokratie]] unseres repräsentativen Typus« (Jameson 1995). Aber der [[b:Begriff]] der K wird auch zum Ausgangspunkt einer <!--[-->[[k:Kritik|Kritik]]<!--]--> an einigen ihrer Erscheinungsformen: Ausdrücke wie Konsumterror oder Wegwerfgesellschaft – mit der als ›Eigenschaft‹ eines schlechten Subjekts vorgestellten Verschwendungssucht – bringen ein Zuviel auf den Begriff, dessen Negation sich in Form alternativer Lebensweisen konkretisieren kann, die den Auszug aus der K praktizieren. Ein wertkonservativer Diskurs, der den Verlust von [[f:Familie]]nsinn und Opferbereitschaft beklagt, aber die gesellschaftlichen Bedingungen, die ihn hervorbringen, unangetastet lässt, schmückt sich gern mit dem schönen Wort vom Konsumverzicht, der allerdings nicht zu nachhaltig geübt werden soll, wenn die [[k:Konjunktur, ökonomische|Konjunktur]] auf dem Spiel steht. +Das Auftauchen der K ist mit dem [[f:Fordismus]] verknüpft, mit einer Produktions- und <!--[-->[[l:Lebensweise, Lebensbedingungen|Lebensweise]]<!--]-->, in der die Taylorisierung der [[a:Arbeitskraft]] auf Grundlage gesteigerter Produktivität mit einer Lohnpolitik kombiniert wird, die den Zugang zu einem größeren Warenangebot erst ermöglicht. Der Arbeiter, der während der [[a:Arbeitszeit]] ausschließlich als Produzent interessiert, verwandelt sich außerhalb der Fabrik in den ›Verbraucher‹, der (auch) kaufen soll, was er nicht braucht. Dass er aber tatsächlich kaufen konnte, was er brauchte – dieser Umstand wurde im Kontext der Systemauseinandersetzung nach dem Zweiten Weltkrieg auf seiten der kapitalistischen Gesellschaften zu einem Integrationsfaktor ersten Ranges: Während die immer gleichen Konserven in den Schaufenstern des Systemgegners von der ungebrochenen Kontinuität des aus dem [[k:Krieg]] überkommenen <!--[-->[[m:Mangel|Mangels]]<!--]--> zu künden schienen, überzogen die opulenten Warensammlungen im Westen den [[a:Alltag]] der abhängig Beschäftigten mit dem Schmelz des Überflusses. Die Gesellschaft schien tatsächlich in eine K verwandelt, in der sich die Nachkriegsträume von sozial-revolutionärer Umgestaltung erledigt hatten. Partizipation und individuelle [[f:Freiheit]], im Politischen de facto reduziert auf den periodisch wiederkehrenden Wahlsonntag, schienen in der Freiheit des privaten Konsums exemplarisch verwirklicht – in »Homologie mit der parlamentarischen [[d:Demokratie]] unseres repräsentativen Typus« (Jameson 1995). Aber der [[b:Begriff]] der K wird auch zum Ausgangspunkt einer <!--[-->[[k:Kritik|Kritik]]<!--]--> an einigen ihrer Erscheinungsformen: Ausdrücke wie Konsumterror oder Wegwerfgesellschaft – mit der als ›Eigenschaft‹ eines schlechten Subjekts vorgestellten Verschwendungssucht – bringen ein Zuviel auf den Begriff, dessen Negation sich in Form alternativer Lebensweisen konkretisieren kann, die den Auszug aus der K praktizieren. Ein wertkonservativer Diskurs, der den Verlust von [[f:Familie|Familiensinn]] und Opferbereitschaft beklagt, aber die gesellschaftlichen Bedingungen, die ihn hervorbringen, unangetastet lässt, schmückt sich gern mit dem schönen Wort vom Konsumverzicht, der allerdings nicht zu nachhaltig geübt werden soll, wenn die [[k:Konjunktur, ökonomische|Konjunktur]] auf dem Spiel steht. 
    
  
-➫ [[a:Aneignung]], [[b:Bedürfnis]],  [[e:Eigentum]],  [[e:Einfühlung]],  [[e:Entfremdung]],  [[f:falsche Bedürfnisse]], [[f:Fetischcharakter der Ware]],  [[f:Fordismus]],  [[f:Frankfurter Schule]], [[g:Gebrauchswertversprechen]],  [[g:Globalisierung]],  [[g:Globalisierungskritik]], [[h:Hedonismus]],  [[i:Individualismus]],  [[i:Irrationalität des Kapitalismus]], [[j:Jugend]],  [[k:Keynesianismus]],  [[k:Konformismus/Nonkonformismus]],  [[k:Konsument]],  [[k:Konsumismus]], [[k:Konsumnorm, Konsumweise|Konsumnorm/Konsumweise]],  [[k:Kredit]],  [[k:Kulturindustrie]],  [[l:Lebensweise_lebensbedingungen|Lebensweise]],  <!--[-->[[l:Luxus|Luxus]]<!--]-->, [[m:Manipulation|Manipulation]],  Massengesellschaft,  Müll,  nachhaltige Entwicklung, Nord-Süd-Konflikt,  Ökologie,  Postfordismus,  Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung,  subversiv,  Taylorismus,  umfunktionieren, Überfluss,  Überflussgesellschaft,  Verblendungszusammenhang, Verdinglichung,  Warenästhetik,  Weltmarkt,  Werbung,  Wohlfahrtsstaat +➫ [[a:Aneignung]], [[b:Bedürfnis]],  [[e:Eigentum]],  [[e:Einfühlung]],  [[e:Entfremdung]],  [[f:falsche Bedürfnisse]], [[f:Fetischcharakter der Ware]],  [[f:Fordismus]],  [[f:Frankfurter Schule]], [[g:Gebrauchswertversprechen]],  [[g:Globalisierung]],  [[g:Globalisierungskritik]], [[h:Hedonismus]],  [[i:Individualismus]],  [[i:Irrationalität des Kapitalismus]], [[j:Jugend]],  [[k:Keynesianismus]],  [[k:Konformismus/Nonkonformismus]],  [[k:Konsument]],  [[k:Konsumismus]], [[k:Konsumnorm, Konsumweise|Konsumnorm/Konsumweise]],  [[k:Kredit]],  [[k:Kulturindustrie]],  [[l:Lebensweise_lebensbedingungen|Lebensweise]],  <!--[-->[[l:Luxus|Luxus]]<!--]-->, [[m:Manipulation|Manipulation]], [[n:nachhaltige Entwicklung]], Nord-Süd-Konflikt,  Ökologie,  Postfordismus,  Selbstbestimmung, Selbstverwirklichung,  subversiv,  Taylorismus,  umfunktionieren, Überfluss,  Überflussgesellschaft,  Verblendungszusammenhang, Verdinglichung,  Warenästhetik,  Weltmarkt,  Werbung,  Wohlfahrtsstaat 
    
  

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k/konsumgesellschaft.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/20 18:58 von christian     Nach oben
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