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k:kooptation [2011/03/20 04:37]
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christian
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-I. Als »ein Hauptbefestigungsmittel der Pfaffenherrschaft« im Mittelalter erkennt Marx die Tatsache, dass die [[k:Kirche]] ihre Hierarchie »aus den besten Köpfen im Volk bildete« (...). Im Unterschied zum [[k:Klassenkompromiss]] kann unter K allgemein »die Absorption der [[e:Elite]]der feindlichen Klassen zur Enthauptung derselben« begriffen werden (Gramsci, //Gef//).  +I. Als »ein Hauptbefestigungsmittel der Pfaffenherrschaft« im Mittelalter erkennt Marx die Tatsache, dass die [[k:Kirche]] ihre Hierarchie »aus den besten Köpfen im Volk bildete« (...). Im Unterschied zum [[k:Klassenkompromiss]] kann unter K allgemein »die Absorption der [[e:Elite|Eliten]] der feindlichen Klassen zur Enthauptung derselben« begriffen werden (Gramsci, //Gef//). 
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- Der im [[g:Gegensatz]] zu seiner herrschaftstheoretischen [[b:Bedeutung]] antagonistischer Integration selten behandelte [[b:Begriff]] der K wird, wenn überhaupt, als Rekrutierungspraxis geschlossener Gruppen (Zünfte, Räte, Logen), als Selbstzuwahl im Gegensatz zu demokratischer Delegation gefasst (so etwa bei Max Weber). Zumal meritokratische Gruppen pflegen sich kooptativ zu rekrutieren. So entspricht dem akademischen Leistungsprinzip das Prinzip der aristokratischen K doch verbergen sich hinter solchen Hochholungen oft Seilschaften oder andere »Selektionsmechanismen, die kontrollieren, ob einer akademisch überhaupt kooptiert wird und einen Ruf erhält – Mechanismen, in denen offensichtlich Konformität mit der herrschenden Gruppenmeinung entscheidet« (Adorno). K in diesem Sinne ist eine mit [[e:Exklusion]] bewehrte Integrationsform. Sie wird in dem Moment zur gesellschaftlich-politischen [[h:Herrschaft]]stechnik, in dem sie dazu dient, »eine Repräsentanz von Gruppen herzustellen, die dennoch einflusslos bleiben, da sie am Auswahlprozess nicht beteiligt waren« (Clausen 1973). Findet sie zudem über Gruppen-, Klassen-, [[g:Geschlecht]]er- oder Ländergrenzen hinweg statt, kann sie analog zur passiven Revolution strategisch zur Erzeugung passiver [[h:Hegemonie]] unter Herrschaftsunterworfenen eingesetzt werden. So haben [[f:Form]]en der ›Verstaatlichung‹ des [[f:Feminismus]] und des »[[g:Gender Mainstreaming]]« zur Auflösung der Zweiten [[f:Frauenbewegung]] beigetragen.\\  +Der im Gegensatz zu seiner herrschaftstheoretischen Bedeutung [[a:Antagonismus|antagonistischer]] Integration selten behandelte [[b:Begriff]] der K wird, wenn überhaupt, als Rekrutierungspraxis geschlossener Gruppen (Zünfte, Räte, Logen), als Selbstzuwahl im Gegensatz zu demokratischer Delegation gefasst (so etwa bei Max Weber). Zumal <!--[-->[[m:Meritokratie|meritokratische]]<!--]--> Gruppen pflegen sich kooptativ zu rekrutieren. So entspricht dem akademischen <!--[-->[[l:Leistung|Leistungs]]<!--]-->prinzip das Prinzip der aristokratischen K doch verbergen sich hinter solchen Hochholungen oft Seilschaften oder andere »Selektionsmechanismen, die [[k:Kontrolle|kontrollieren]], ob einer akademisch überhaupt kooptiert wird und einen Ruf erhält – Mechanismen, in denen offensichtlich Konformität mit der herrschenden Gruppenmeinung entscheidet« (Adorno). K in diesem Sinne ist eine mit [[e:Exklusion]] bewehrte Integrationsform. Sie wird in dem Moment zur gesellschaftlich-politischen [[h:Herrschaft|Herrschafts]]technik, in dem sie dazu dient, »eine Repräsentanz von Gruppen herzustellen, die dennoch einflusslos bleiben, da sie am Auswahlprozess nicht beteiligt waren« (Clausen 1973). Findet sie zudem über Gruppen-, Klassen-, [[g:Geschlecht|Geschlechter-]] oder Ländergrenzen hinweg statt, kann sie analog zur passiven Revolution strategisch zur Erzeugung passiver [[h:Hegemonie]] unter Herrschaftsunterworfenen eingesetzt werden. So haben Formen der ›Verstaatlichung‹ des [[f:Feminismus]] und des »[[g:Gender Mainstreaming]]« zur Auflösung der Zweiten [[f:Frauenbewegung]] beigetragen. 
- Nach dem Prinzip der K hat sich die Staatspartei sowjetischen Typs rekrutiert. Indem sie die besten, oft gerade kritischen Köpfe der nominell herrschenden [[a:Arbeiterklasse]] kooptierte – wobei die allzu Unbequemen freilich bald wieder ausgesondert wurden –, trug sie im Effekt zur Lähmung dieser Klasse bei. Zumal »Regierungsämter lösen die Ränge der [[a:Arbeit]]erklasse auf« (Lewin 1970). Bereits Lenin machte die [[e:Erfahrung]], dass »die Kräfte des Proletariats vor allem durch die Schaffung des Apparats verbraucht worden« waren (...).  + 
-  +Nach dem Prinzip der K hat sich die Staatspartei sowjetischen Typs rekrutiert. Indem sie die besten, oft gerade kritischen Köpfe der nominell herrschenden [[a:Arbeiterklasse]] kooptierte – wobei die allzu Unbequemen freilich bald wieder ausgesondert wurden –, trug sie im Effekt zur Lähmung dieser Klasse bei. Zumal »Regierungsämter lösen die Ränge der Arbeiterklasse auf« (Lewin 1970). Bereits Lenin machte die [[e:Erfahrung]], dass »die Kräfte des Proletariats vor allem durch die Schaffung des Apparats verbraucht worden« waren (...). 
- II. Bei der K (von lat. //cooptare,// hinzuwählen) geht es um eine Form der Reproduktion von Herrschaft, die die Unteren vom [[e:Entscheidung]]sprozess ausschließt. Eine »Gruppe von Notablen« zieht das Recht der [[b:Basis]], ihre Vertreter selbst zu wählen, an sich und »kooptiert« ihre Mitglieder ohne deren [[k:Konsens]], unter Umständen auch gegen deren Willen. Es soll sichergestellt werden, dass nur aufsteigt, wer das Vertrauen der [[f:Führung]] genießt. Um »die Folgen der von außen geführten Angriffe zu parieren oder zu minimieren« (Sani 1976), kann von der Führungsgruppe gegebenenfalls das Führungspersonal oppositioneller Gruppen inkorporiert werden. Letzteres bekommt eine besondere Bedeutung in neokolonialen oder imperialistischen Verhältnissen. + 
 +II. Bei der K (von lat. //cooptare//hinzuwählen) geht es um eine Form der Reproduktion von Herrschaft, die die Unteren vom [[e:Entscheidung|Entscheidungs]]prozess ausschließt. Eine »Gruppe von Notablen« zieht das Recht der Basis, ihre Vertreter selbst zu wählen, an sich und »kooptiert« ihre Mitglieder ohne deren [[k:Konsens]], unter Umständen auch gegen deren Willen. Es soll sichergestellt werden, dass nur aufsteigt, wer das Vertrauen der Führung genießt. Um »die Folgen der von außen geführten Angriffe zu parieren oder zu minimieren« (Sani 1976), kann von der Führungsgruppe gegebenenfalls das Führungspersonal oppositioneller Gruppen inkorporiert werden. Letzteres bekommt eine besondere Bedeutung in neokolonialen oder imperialistischen Verhältnissen. 
    
  
-➫ [[a:Antikolonialismus]], [[f:Feminismus]],  [[g:geschichtlicher Block]],  [[g:Gewissen]],  [[h:Hegemonie]],  [[h:Herrschaft]], [[i:Identität]],  [[i:Identitätspolitik]],  [[i:imperatives Mandat]],  [[i:Imperialismus]], [[i:Imperium]],  [[i:innerer Kolonialismus]],  [[i:Intellektuelle]],  [[k:Kaliban]],  Kazikismus, [[k:Klassenkampf]],  [[k:Klassenkompromiss]],  [[k:kollektive Erinnerung]], [[k:Kolonialismus]],  [[k:Konsens]],  [[k:Kooperation]],  [[k:Korporatismus]],  [[k:Korruption]], Malinchismus,  Neue Ökonomische Politik,  Parlamentarismus,  passive Revolution,  Populismus,  Repräsentation,  Transformismus,  Wir +➫ [[a:Antikolonialismus]], [[f:Feminismus]],  [[g:geschichtlicher Block]],  [[g:Gewissen]],  [[h:Hegemonie]],  [[h:Herrschaft]], [[i:Identität]],  [[i:Identitätspolitik]],  [[i:imperatives Mandat]],  [[i:Imperialismus]], [[i:Imperium]],  [[i:innerer Kolonialismus]],  [[i:Intellektuelle]],  [[k:Kaliban]],  [[k:Kazikentum]], [[k:Klassenkampf]],  [[k:Klassenkompromiss]],  [[k:kollektive Erinnerung]], [[k:Kolonialismus]],  [[k:Konsens]],  [[k:Kooperation]],  [[k:Korporatismus]],  [[k:Korruption]], <!--[-->[[m:Malinchismus|Malinchismus]]<!--]-->,  Neue Ökonomische Politik,  Parlamentarismus,  passive Revolution,  Populismus,  Repräsentation,  Transformismus,  Wir 
    
  
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