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christian
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christian
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 Nach seinem Philosophiestudium, das ihn zur jung-hegelianischen Linken geführt hatte, kam Marx als 24-jähriger Redakteur der //Rheinischen Zeitung// 1842-43 nach eigener Auskunft »zuerst in die Verlegenheit, über sogenannte materielle <!--[-->[[i:Interesse|Interessen]]<!--]--> mitsprechen zu müssen« (...). Aktuelle Anlässe waren u.a. die Verwandlung des aus Allmendezeiten stammenden »<!--[-->[[g:Gewohnheitsrecht|Gewohnheitsrechts]]<!--]-->, Raffholz und Waldfrüchte zu sammeln« (Tuchscherer 1968), in Diebstahl, die Parzellierung des [[g:Grundeigentum|Grundeigentums]], die Lage der Moselbauern; auch Debatten über <!--[-->[[f:Freihandel|Freihandel]]<!--]--> vs. Schutzzoll verlangten die »Beschäftigung mit ökonomischen Fragen« (...). Nach dem Verbot der Zeitung erhielt Marx im pariser Exil entscheidende Anstöße von Moses Hess mit dessen 1844 für die //Deutsch-Französischen Jahrbücher// (//DFJb//) geschriebenem Artikel //Über das Geldwesen//, wo »am [[g:Geld]]fetisch zentrale Momente der die <!--[-->[[b:bürgerliche Gesellschaft|bürgerliche Gesellschaft]]<!--]--> definierenden Subjekt-Objekt-Verkehrung transparent gemacht werden« (Mohl 1971), und vor allem Friedrich Engels, der mit seinen zwischen Ende 1843 und Jan. 44 verfassten und von Marx in den //DFJ// veröffentlichten //Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie// eine systematische Auseinandersetzung mit der »Bereicherungswissenschaft« (...) und ihrer Praxis anstieß. Engels’ Kritik ist moralisch angelegt. Von den Eröffnungssätzen an richtet sie sich gegen »Neid«, »Habgier« und »Selbstsucht« (...) und endet mit der Ankündigung einer Schrift, die ihn mit einem Schlag berühmt machen sollte (//Lage//, 1845). In ihr werde es darum gehen, »die scheußliche Unsittlichkeit dieses Systems ausführlich zu entwickeln und die Heuchelei des Ökonomen […] schonungslos aufzudecken« (...). Auf jene »geniale Skizze«, wie Marx die //Umrisse// rühmt, führt er den Beginn seines »steten schriftlichen Ideenaustauschs« mit Engels zurück (...). Zunächst aber, 1844 in Paris, stürzte er sich ins Studium der [[k:klassische politische Ökonomie|klassischen politischen Ökonomie]]. Damit hatte Marx die Fährte seines Lebenswerks aufgenommen, die er, mit Unterbrechungen, verfolgte, solange seine Arbeitsfähigkeit es ihm erlaubte. Nach seinem Philosophiestudium, das ihn zur jung-hegelianischen Linken geführt hatte, kam Marx als 24-jähriger Redakteur der //Rheinischen Zeitung// 1842-43 nach eigener Auskunft »zuerst in die Verlegenheit, über sogenannte materielle <!--[-->[[i:Interesse|Interessen]]<!--]--> mitsprechen zu müssen« (...). Aktuelle Anlässe waren u.a. die Verwandlung des aus Allmendezeiten stammenden »<!--[-->[[g:Gewohnheitsrecht|Gewohnheitsrechts]]<!--]-->, Raffholz und Waldfrüchte zu sammeln« (Tuchscherer 1968), in Diebstahl, die Parzellierung des [[g:Grundeigentum|Grundeigentums]], die Lage der Moselbauern; auch Debatten über <!--[-->[[f:Freihandel|Freihandel]]<!--]--> vs. Schutzzoll verlangten die »Beschäftigung mit ökonomischen Fragen« (...). Nach dem Verbot der Zeitung erhielt Marx im pariser Exil entscheidende Anstöße von Moses Hess mit dessen 1844 für die //Deutsch-Französischen Jahrbücher// (//DFJb//) geschriebenem Artikel //Über das Geldwesen//, wo »am [[g:Geld]]fetisch zentrale Momente der die <!--[-->[[b:bürgerliche Gesellschaft|bürgerliche Gesellschaft]]<!--]--> definierenden Subjekt-Objekt-Verkehrung transparent gemacht werden« (Mohl 1971), und vor allem Friedrich Engels, der mit seinen zwischen Ende 1843 und Jan. 44 verfassten und von Marx in den //DFJ// veröffentlichten //Umrissen zu einer Kritik der Nationalökonomie// eine systematische Auseinandersetzung mit der »Bereicherungswissenschaft« (...) und ihrer Praxis anstieß. Engels’ Kritik ist moralisch angelegt. Von den Eröffnungssätzen an richtet sie sich gegen »Neid«, »Habgier« und »Selbstsucht« (...) und endet mit der Ankündigung einer Schrift, die ihn mit einem Schlag berühmt machen sollte (//Lage//, 1845). In ihr werde es darum gehen, »die scheußliche Unsittlichkeit dieses Systems ausführlich zu entwickeln und die Heuchelei des Ökonomen […] schonungslos aufzudecken« (...). Auf jene »geniale Skizze«, wie Marx die //Umrisse// rühmt, führt er den Beginn seines »steten schriftlichen Ideenaustauschs« mit Engels zurück (...). Zunächst aber, 1844 in Paris, stürzte er sich ins Studium der [[k:klassische politische Ökonomie|klassischen politischen Ökonomie]]. Damit hatte Marx die Fährte seines Lebenswerks aufgenommen, die er, mit Unterbrechungen, verfolgte, solange seine Arbeitsfähigkeit es ihm erlaubte.
  
-Wenn KrpÖ Marx’ zentrales Arbeitsgebiet bis zu seinem Tode bleibt, so heißt das nicht, es gäbe keine Problemverschiebungen, ja Brüche in dieser Kontinuität. <!--[-->[[g:Gegenstand|Gegenstand]]<!--]-->sbestimmung, methodischer Ansatz und damit der Sinn der Kritik ändern sich. Vor allem die »Verbindung einer revolutionären Praxis, die den <!--[-->[[k:Klassenkampf|Klassenkampf]]<!--]--> von Proletariat und <!--[-->[[b:Bourgeoisie|Bourgeoisie]]<!--]--> ausdrückt, mit einer Kritik der ökonomischen <!--[-->[[k:Kategorie|Kategorien]]<!--]-->« (Balibar 1986) war nicht von Anfang an gegeben. Die Abfassung des //Manifests// (1847) und das Scheitern der [[b:bürgerliche Revolution|bürgerlichen Revolution]] in Deutschland (1848/49), das Engagement in der Führung der Ersten Internationale seit ihrer Gründung (1864) bis zu ihrer Auflösung (1876) und die Erfahrung mit der Pariser Kommune und ihrer Niederschlagung bildeten wichtige Einschnitte. Auch die Entwicklungen der Naturwissenschaften übten auf Marx’ Wirklichkeits- und Methodenverständnis entscheidende Einflüsse aus, nicht zuletzt physikalische Theorien etwa von William Herschel, in dessen Schriften die marxsche Vorstellung vom ›unsichtbaren inneren Zusammenhang‹ im Gegensatz zu den ›sichtbaren äußerlichen <!--[-->[[e:Erscheinung, Erscheinungsform|Erscheinungsformen]]<!--]-->‹ sich bis in die Formulierung vorbereitet und mit der <!--[-->[[e:Evidenz|Evidenz]]<!--]--> der damals avanciertesten Physik verbunden findet (Soldani 2002). Gleiches gilt für das Tendenzmuster der [[g:Gesetz, soziales|Gesetzesauffassung]] (...) und den Gedanken des Primats der ›Irregularität‹ vor der »inneren Regel«, die sich auf die Dauer als Schwankungsbreite darstellt. In der Tat lässt das Wertgesetz in der marxschen Auffassung sich als »regulierendes Resultat« und insofern als immer erst »resultierendes Gesetz« begreifen (Haug, KV II). Dem unermüdlichen Lernprozess von Marx, der in mancher Hinsicht »via a complete change of problematic« (Mepham 1979) verlief, hat erst das Herannahen des Todes ein Ende gesetzt. Rezeptionsweisen, die davor die Augen verschließen oder gar Lernschritte von Marx als Rückschritte interpretieren, verkennen, dass es gerade dieser Lernprozess ist, der die KrpÖ unter den enorm veränderten Bedingungen des transnationalen Hightech-Kapitalismus wissenschaftlich aktualisierbar gehalten hat.+Wenn KrpÖ Marx’ zentrales Arbeitsgebiet bis zu seinem Tode bleibt, so heißt das nicht, es gäbe keine Problemverschiebungen, ja Brüche in dieser Kontinuität. <!--[-->[[g:Gegenstand|Gegenstands]]<!--]-->bestimmung, methodischer Ansatz und damit der Sinn der Kritik ändern sich. Vor allem die »Verbindung einer revolutionären Praxis, die den <!--[-->[[k:Klassenkampf|Klassenkampf]]<!--]--> von Proletariat und <!--[-->[[b:Bourgeoisie|Bourgeoisie]]<!--]--> ausdrückt, mit einer Kritik der ökonomischen <!--[-->[[k:Kategorie|Kategorien]]<!--]-->« (Balibar 1986) war nicht von Anfang an gegeben. Die Abfassung des //Manifests// (1847) und das Scheitern der [[b:bürgerliche Revolution|bürgerlichen Revolution]] in Deutschland (1848/49), das Engagement in der Führung der Ersten Internationale seit ihrer Gründung (1864) bis zu ihrer Auflösung (1876) und die Erfahrung mit der Pariser Kommune und ihrer Niederschlagung bildeten wichtige Einschnitte. Auch die Entwicklungen der Naturwissenschaften übten auf Marx’ Wirklichkeits- und Methodenverständnis entscheidende Einflüsse aus, nicht zuletzt physikalische Theorien etwa von William Herschel, in dessen Schriften die marxsche Vorstellung vom ›unsichtbaren inneren Zusammenhang‹ im Gegensatz zu den ›sichtbaren äußerlichen <!--[-->[[e:Erscheinung, Erscheinungsform|Erscheinungsformen]]<!--]-->‹ sich bis in die Formulierung vorbereitet und mit der <!--[-->[[e:Evidenz|Evidenz]]<!--]--> der damals avanciertesten Physik verbunden findet (Soldani 2002). Gleiches gilt für das Tendenzmuster der [[g:Gesetz, soziales|Gesetzesauffassung]] (...) und den Gedanken des Primats der ›Irregularität‹ vor der »inneren Regel«, die sich auf die Dauer als Schwankungsbreite darstellt. In der Tat lässt das Wertgesetz in der marxschen Auffassung sich als »regulierendes Resultat« und insofern als immer erst »resultierendes Gesetz« begreifen (Haug, KV II). Dem unermüdlichen Lernprozess von Marx, der in mancher Hinsicht »via a complete change of problematic« (Mepham 1979) verlief, hat erst das Herannahen des Todes ein Ende gesetzt. Rezeptionsweisen, die davor die Augen verschließen oder gar Lernschritte von Marx als Rückschritte interpretieren, verkennen, dass es gerade dieser Lernprozess ist, der die KrpÖ unter den enorm veränderten Bedingungen des transnationalen Hightech-Kapitalismus wissenschaftlich aktualisierbar gehalten hat.
  
-➫ <!--[-->[[a:abstrakt/konkret|abstrakt/konkret]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Althusser-Schule}|Althusser-Schule]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Analyse/Synthese|Analyse/Synthese]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Aufbaupläne|Aufbaupläne]]<!--]-->, [[b:Begriff]], <!--[-->[[b:bestimmte Negation|bestimmte Negation]]<!--]-->, [[b:Bourgeoisie]], <!--[-->[[d:Dialektik|Dialektik]]<!--]-->, <!--[-->[[d:Doppelcharakter der Arbeit|Doppelcharakter der Arbeit]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Elemente der neuen Gesellschaft|Elemente der neuen Gesellschaft]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Empirismus|Empirismus]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Epistemologie|Epistemologie]]<!--]-->, [[f:Form]], <!--[-->[[f:Forschung/Darstellung|Forschung/Darstellung]]<!--]-->, <!--[-->[[g:Gesellschaftsformation|Gesellschaftsformation]]<!--]-->, <!--[-->[[h:Hegelianismus|Hegelianismus]]<!--]-->, <!--[-->[[h:Hegel-Kritik|Hegel-Kritik]]<!--]-->, <!--[-->[[h:Historisches/Logisches|Historisches/Logisches]]<!--]-->, <!--[-->[[h:hochtechnologische Produktionsweise|hochtechnologische Produktionsweise]]<!--]-->, <!--[-->[[i:Ideologietheorie|Ideologietheorie]]<!--]-->, <!--[-->[[i:Informationsrente|Informationsrente]]<!--]-->, <!--[-->[[i:innen/außen|innen/außen]]<!--]-->, <!--[-->[[k:Kantianismus|Kantianismus]]<!--]-->, [[k:Kapital-Editionen]], <!--[-->[[k:Kapital im Allgemeinen|Kapital im Allgemeinen]]<!--]-->, [[k:Kapitalismus]], <!--[-->[[k:kapitalistische Produktionsweise|kapitalistische Produktionsweise]]<!--]-->, [[k:Kapital-Lektüre]], <!--[-->[[k:Kapitallogik|Kapitallogik]]<!--]-->, <!--[-->[[k:Kernstruktur|Kernstruktur]]<!--]-->, [[k:Klassenkampf]], [[k:klassische politische Ökonomie]], [[k:Krise]], <!--[-->[[k:Krisentheorien|Krisentheorien]]<!--]-->, [[k:Kritik]], logische Methode, Methode, Ökonomie der Zeit, Ökonomismus, politische Ökonomie, Praxeologie, Produktionsverhältnisse, Produktionsweise, Proletariat, Wertkritik+➫ <!--[-->[[a:abstrakt/konkret|abstrakt/konkret]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Althusser-Schule}|Althusser-Schule]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Analyse/Synthese|Analyse/Synthese]]<!--]-->, <!--[-->[[a:Aufbaupläne|Aufbaupläne]]<!--]-->, [[b:Begriff]], <!--[-->[[b:bestimmte Negation|bestimmte Negation]]<!--]-->, [[b:Bourgeoisie]], <!--[-->[[d:Dialektik|Dialektik]]<!--]-->, <!--[-->[[d:Doppelcharakter der Arbeit|Doppelcharakter der Arbeit]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Elemente der neuen Gesellschaft|Elemente der neuen Gesellschaft]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Empirismus|Empirismus]]<!--]-->, <!--[-->[[e:Epistemologie|Epistemologie]]<!--]-->, [[f:Form]], <!--[-->[[f:Forschung/Darstellung|Forschung/Darstellung]]<!--]-->, <!--[-->[[g:Gesellschaftsformation|Gesellschaftsformation]]<!--]-->, <!--[-->[[h:Hegelianismus|Hegelianismus]]<!--]-->, <!--[-->[[h:Hegel-Kritik|Hegel-Kritik]]<!--]-->, <!--[-->[[h:Historisches/Logisches|Historisches/Logisches]]<!--]-->, <!--[-->[[h:hochtechnologische Produktionsweise|hochtechnologische Produktionsweise]]<!--]-->, <!--[-->[[i:Ideologietheorie|Ideologietheorie]]<!--]-->, <!--[-->[[i:Informationsrente|Informationsrente]]<!--]-->, <!--[-->[[i:innen/außen|innen/außen]]<!--]-->, <!--[-->[[k:Kantianismus|Kantianismus]]<!--]-->, [[k:Kapital-Editionen]], <!--[-->[[k:Kapital im Allgemeinen|Kapital im Allgemeinen]]<!--]-->, [[k:Kapitalismus]], <!--[-->[[k:kapitalistische Produktionsweise|kapitalistische Produktionsweise]]<!--]-->, [[k:Kapital-Lektüre]], <!--[-->[[k:Kapitallogik|Kapitallogik]]<!--]-->, <!--[-->[[k:Kernstruktur|Kernstruktur]]<!--]-->, [[k:Klassenkampf]], [[k:klassische politische Ökonomie]], [[k:Krise]], <!--[-->[[k:Krisentheorien|Krisentheorien]]<!--]-->, [[k:Kritik]], [[l:logische Methode]][[m:Methode]], Ökonomie der Zeit, Ökonomismus, politische Ökonomie, Praxeologie, Produktionsverhältnisse, Produktionsweise, Proletariat, Wertkritik
  
  
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