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 Umrisse einer institutionalisierten M von Belegschaften und <!--[-->[[g:Gewerkschaften|Gewerkschaften]]<!--]--> entstanden in den entwickelten <!--[-->[[k:Kapitalismen|Kapitalismen]]<!--]--> am Ende des 19. Jh. im Zuge einer erstarkten <!--[-->[[a:Arbeiterbewegung|Arbeiterbewegung]]<!--]-->, die sich schließlich im Gefolge der Oktoberrevolution in <!--[-->[[g:Gestalt|Gestalt]]<!--]--> von Rätebewegungen aufmachte, die Betriebe der kapitalistischen Direktionsgewalt zu entreißen. Konfrontiert mit einem »von der Sowjetunion inspirierten und unterstützten revolutionären Internationalismus waren Arbeitgeber und politische <!--[-->[[e:Elite|Eliten]]<!--]--> […] darauf angewiesen, die Reihen zwischen sich und den moderaten Gewerkschaftsführern […] fest zu schließen« (Streeck 2003, 91). Das Angebot der Mitwirkung, Einflussnahme oder institutionalisierten M wurde zu einem zentralen Element »umfassender sozialer Pakte […] zwischen nationalen Organisationen von [[k:Kapital]] und [[a:Arbeit]]«, die »von den Regierungen mit unterzeichnet wurden« (ebd.). Umrisse einer institutionalisierten M von Belegschaften und <!--[-->[[g:Gewerkschaften|Gewerkschaften]]<!--]--> entstanden in den entwickelten <!--[-->[[k:Kapitalismen|Kapitalismen]]<!--]--> am Ende des 19. Jh. im Zuge einer erstarkten <!--[-->[[a:Arbeiterbewegung|Arbeiterbewegung]]<!--]-->, die sich schließlich im Gefolge der Oktoberrevolution in <!--[-->[[g:Gestalt|Gestalt]]<!--]--> von Rätebewegungen aufmachte, die Betriebe der kapitalistischen Direktionsgewalt zu entreißen. Konfrontiert mit einem »von der Sowjetunion inspirierten und unterstützten revolutionären Internationalismus waren Arbeitgeber und politische <!--[-->[[e:Elite|Eliten]]<!--]--> […] darauf angewiesen, die Reihen zwischen sich und den moderaten Gewerkschaftsführern […] fest zu schließen« (Streeck 2003, 91). Das Angebot der Mitwirkung, Einflussnahme oder institutionalisierten M wurde zu einem zentralen Element »umfassender sozialer Pakte […] zwischen nationalen Organisationen von [[k:Kapital]] und [[a:Arbeit]]«, die »von den Regierungen mit unterzeichnet wurden« (ebd.).
  
-Im <!--[-->[[f:Fordismus|fordistischen]]<!--]--> Nachkriegskapitalismus erlebte die tripartistische Korporation von Arbeit, Kapital und Staat ihren Höhepunkt. Ausgeprägte Formen nahm die institutionalisierte M im deutschen Modell der industriellen Beziehungen an. Walther Müller-Jentsch identifiziert fünf wesentliche Strukturmerkmale dieses Modells: die »Dualität von gewerkschaftlicher und betrieblicher Interessenvertretung bzw. von Tarifautonomie und Betriebsverfassung« (1995, 12f); die »Intermediarität«, in der die Gewerkschaften »zur Mediatisierung der Mitgliederinteressen und zur <!--[-->[[k:Kooperation|Kooperation]]<!--]--> mit Staat und Kapital konditioniert« werden (14f); die »Verrechtlichung«, durch die für Arbeit und Kapital »die normativen Rahmenbedingungen und Prozeduren, innerhalb derer sie ihre jeweiligen [[i:Interesse|Interessen]] und Ziele autonom verfolgen können«, festgelegt werden (15); die »Zentralisierung«, indem »Lohnabkommen und Tarifverträge […] für großflächige Industrie- und Wirtschaftssektoren, deren Beschäftigtenzahlen in die Millionen gehen«, abgeschlossen werden (16); die »Repräsentativität«, denn »sowohl die Gewerkschaften als auch der Betriebsrat [stellen] ihre Forderungen zwar im Namen der Mitglieder bzw. der Belegschaft«, können »diese aber in relativer Unabhängigkeit von deren Zustimmung geltend machen« (ebd.).+Im <!--[-->[[f:Fordismus|fordistischen]]<!--]--> Nachkriegskapitalismus erlebte die tripartistische Korporation von Arbeit, Kapital und Staat ihren Höhepunkt. Ausgeprägte Formen nahm die institutionalisierte M im deutschen <!--[-->[[m:Mode|Mode]]<!--]-->ll der industriellen Beziehungen an. Walther Müller-Jentsch identifiziert fünf wesentliche Strukturmerkmale dieses Modells: die »Dualität von gewerkschaftlicher und betrieblicher Interessenvertretung bzw. von Tarifautonomie und Betriebsverfassung« (1995, 12f); die »Intermediarität«, in der die Gewerkschaften »zur Mediatisierung der Mitgliederinteressen und zur <!--[-->[[k:Kooperation|Kooperation]]<!--]--> mit Staat und Kapital konditioniert« werden (14f); die »Verrechtlichung«, durch die für Arbeit und Kapital »die normativen Rahmenbedingungen und Prozeduren, innerhalb derer sie ihre jeweiligen [[i:Interesse|Interessen]] und Ziele autonom verfolgen können«, festgelegt werden (15); die »Zentralisierung«, indem »Lohnabkommen und Tarifverträge […] für großflächige Industrie- und Wirtschaftssektoren, deren Beschäftigtenzahlen in die Millionen gehen«, abgeschlossen werden (16); die »Repräsentativität«, denn »sowohl die Gewerkschaften als auch der Betriebsrat [stellen] ihre Forderungen zwar im Namen der Mitglieder bzw. der Belegschaft«, können »diese aber in relativer Unabhängigkeit von deren Zustimmung geltend machen« (ebd.).
  
 Strittig blieb die Einschätzung der M: für die einen ist sie das probate Mittel der <!--[-->[[b:Bourgeoisie|Bourgeoisie]]<!--]-->, den Klassenantagonismus stillzustellen und den [[k:Klassenkampf]] zu kanalisieren »in Formen, die mit dem Gesetz der <!--[-->[[a:Akkumulation|Akkumulation]]<!--]--> verträglich sind« (Aglietta 1976/1979, 123); andere dagegen sehen in ihr eine Etappe auf dem Weg zu Wirtschaftsdemokratie und sozialistischer Ökonomie. Diese Kontroverse spiegelt den widersprüchlichen Charakter der M: sie ist sowohl erkämpftes oder durch <!--[-->[[k:Kräfteverhältnis|Kräfteverhältnisse]]<!--]--> erzwungenes Recht der [[l:lebendige Arbeit|lebendigen Arbeit]], die [[h:Herrschaft]] des [[k:Kapital|Kapitals]] in Betrieben und Gesellschaft einzuhegen, als auch Zugeständnis der [[h:herrschende Klasse|herrschenden Klassen]], um die Reproduktion der [[k:kapitalistische Produktionsweise|kapitalistischen Produktionsweise]] garantieren zu können und das <!--[-->[[k:Kampf|Kampf]]<!--]-->terrain für Alternativen zu restringieren. [[b:Begriff|Begriffe]] wie »antagonistische Kooperation«, der »Zusammenarbeit unter Wahrung grundsätzlicher Interessenverschiedenheit« (Glotz 1984, 183), oder »Konfliktpartnerschaft« zwischen Arbeit und Kapital, die »zwischen der Skylla des Klassenkampfs und [der] Charybdis der Sozialpartnerschaft« angesiedelt ist (Müller-Jentsch 1993, 8), suchen diese Widersprüchlichkeit der M abzubilden. Strittig blieb die Einschätzung der M: für die einen ist sie das probate Mittel der <!--[-->[[b:Bourgeoisie|Bourgeoisie]]<!--]-->, den Klassenantagonismus stillzustellen und den [[k:Klassenkampf]] zu kanalisieren »in Formen, die mit dem Gesetz der <!--[-->[[a:Akkumulation|Akkumulation]]<!--]--> verträglich sind« (Aglietta 1976/1979, 123); andere dagegen sehen in ihr eine Etappe auf dem Weg zu Wirtschaftsdemokratie und sozialistischer Ökonomie. Diese Kontroverse spiegelt den widersprüchlichen Charakter der M: sie ist sowohl erkämpftes oder durch <!--[-->[[k:Kräfteverhältnis|Kräfteverhältnisse]]<!--]--> erzwungenes Recht der [[l:lebendige Arbeit|lebendigen Arbeit]], die [[h:Herrschaft]] des [[k:Kapital|Kapitals]] in Betrieben und Gesellschaft einzuhegen, als auch Zugeständnis der [[h:herrschende Klasse|herrschenden Klassen]], um die Reproduktion der [[k:kapitalistische Produktionsweise|kapitalistischen Produktionsweise]] garantieren zu können und das <!--[-->[[k:Kampf|Kampf]]<!--]-->terrain für Alternativen zu restringieren. [[b:Begriff|Begriffe]] wie »antagonistische Kooperation«, der »Zusammenarbeit unter Wahrung grundsätzlicher Interessenverschiedenheit« (Glotz 1984, 183), oder »Konfliktpartnerschaft« zwischen Arbeit und Kapital, die »zwischen der Skylla des Klassenkampfs und [der] Charybdis der Sozialpartnerschaft« angesiedelt ist (Müller-Jentsch 1993, 8), suchen diese Widersprüchlichkeit der M abzubilden.

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m/mitbestimmung.1521468856.txt.gz · Zuletzt geändert: 2018/03/19 15:14 von flo     Nach oben
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