Antisemitismus

A: al-ʿadāʾliʾl-sāmīya. – E: antisemitism. – F: antisémitisme. – R: antisemitizm. – S: antisemitismo. – C: fan Youtai zhuyi

Detlev Claussen

HKWM 1, 1994, Spalten 356-364

A findet sich im Werk von Marx nicht – wohl aber bei den Frühsozialisten. A wird im letzten Drittel des 19. Jh. zur Gefahr für das politische Selbstverständnis der sozialistischen Arbeiterbewegung, da antisemitische Agitatoren wie Stoecker in Berlin und, wesentlich erfolgreicher, Lueger in Wien deren Anhänger abzuwerben versuchen. 1882 schreibt Engels apodiktisch, daß die »sogenannte ›antisemitische Bewegung‹ in den Sozialdemokraten ihren entschiedensten Gegner hat und in Deutschland, speziell in Berlin, […] an der Haltung der Sozialdemokratie gescheitert ist« (MEW 19). Im AD kommt er mehrfach auf den A Dührings zu sprechen, der »das aus der Bigotterie des Mittelalters überkommene Volksvorurteil gegen die Juden ein auf ›Naturgründen‹ beruhendes ›Natururteil‹ nennt« (…).

Die Bezeichnung stammt aus dem letzten Drittel des 19. Jh., als politische, antisemitische, mit den Arbeiterparteien konkurrierende Bewegungen in West- und Mitteleuropa entstehen. »In Theorie und Praxis lehnte die deutsche sozialistische Arbeiterbewegung den A ab.« (Massing 1959) Judenfeindschaft als integraler Bestandteil der Geschichte des christlichen Europa ist sehr viel älter als das Schlagwort »Antisemitismus«.

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