Fabel

A: maṯal, ḥikāya, ḫurāfīya. – E: fable. – F: fable. – R: basnja. – S: fábula. – C: yuyan

Georges van den Abbeele (BW)

HKWM 4, 1999, Spalten 1-9

Die F gehört zu jenen narrativen Formen, die in beinahe jeder Kultur und historischen Periode auftauchen. Am berühmtesten sind die vom alten Indien (Panchatantra) und Griechenland (äsopische F.n) ausgehenden Traditionen. Die »älteste F der europäischen Tradition« (Schmidt 1991) findet sich in Hesiods Werken und Tagen: Die F (aînon) von der Nachtigall und dem Raubvogel, der in Wort und Tat die Sprache der Gewalt spricht und den Sänger verhöhnt (…). Der herrschaftskritische Sinn wird durch den Kontext erhärtet, wo das Unrechtsregime der »Abgabenverschlinger« (doorophágoi) angeprangert wird vom Standpunkt der Werktätigkeit. – Das Genre erfährt vielfältige Ausprägungen und unterliegt den gegensätzlichsten Interpretationen: Inbegriff einer verklärten Volksweisheit, Idiom der Kinderliteratur, Instrument des ideologischen Staatsapparats der Schule, Allegorisierung sozialer und politischer Ungleichheiten in revolutionärer Absicht.

Aufklärung, Basis-Ästhetik, Fiktion, Gewalt, Herrschaft, Ideologiekritik, ideologische Staatsapparate/repressiver Staatsapparat, Ironie, Komisches, Lachen, Märchen, Massenkultur, Mythos, oben/unten, Phantasie, Plebejisches, Popularkultur, Satire, Subalternität, subversiv, Verfremdung, Volkstümlichkeit, Weisheit, Witz, Zapatismus, Zensur

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