Essen

A: akl. – E: food. – F: manger. – R: eda. – S: comer. – C: chifan 吃饭

Gunter Willing

HKWM 3, 1997, Spalten 846-858

Im E verdichtet sich exemplarisch der elementare Einsatz der Anstrengungen und Kämpfe um die Reproduktion menschlichen Lebens. »Brot ist Freiheit, Freiheit Brot«, heißt es im Bundeslied der frühen Kommunisten, und »Brot und Rosen« lautete eine der Losungen der Frauenbewegung. Denn E ist zugleich mehr als nur Ernährung. Es ist nicht nur Voraussetzung für alles Übrige, sondern es will auf eine Weise praktiziert werden, in der die Menschen sich als Selbstzweck behandeln. Gesprochen wird von Esskultur, nicht von einer Ernährungskultur (vgl. Pudel 1996). Ein Mahl kann kärglich oder üppig, alltäglich oder festlich, profan oder sakral sein. Immer ist es mehr als nur Nahrungsaufnahme. E hat eine individuelle, gesellschaftliche, politische, kulturelle und religiöse Bedeutung. Im E verbinden sich Notwendiges und Lustvolles. Das gemeinsame Mahl ist in allen Kulturen das Zeichen der Versöhnung, der Gemeinsamkeit. Miteinander essen heißt miteinander vertraut sein.

Agrarfrage, Agrobusiness, Alltag, Arbeiterbewegung, Armut/Reichtum, Bedürfnis, Disziplin, Exkremente der Produktion, Familienarbeit/Hausarbeit, Feminismus, Feuerbachscher Materialismus, Fourierismus, Gentechnologie, Genuss, gesund/krank, Globalisierung, Hausarbeitsdebatte, Hausfrau, Hedonismus, Industriegesellschaft, Köchin, Konsument, Konsumtion, Lebensweise, Neue Ökonomische Politik, Ökonomie der Zeit, Produktion des Lebens, produktive/unproduktive Arbeit, Schlaraffenland, Taylorismus, Verelendung

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