Elfenbeinturm

A: burǧ‛āǧī. – E: ivory tower. – F: tour d’ivoire. – R: bašnja iz slonovoj kosti. – S: torre de marfil. – C: xiangya ta 象牙塔

Thomas Marxhausen

HKWM 3, 1997, Spalten 261-268

Die pejorative Metapher kursiert im Sprachgebrauch des 20. Jh. in Feststellungen wie der, Künstler bzw. Wissenschaftler befänden sich im E oder hätten sich in ihn zurückgezogen; an sie ergeht die Aufforderung, ihren E zu verlassen und sich ins Leben zu begeben. Ähnlich fungieren Ausdrücke wie L’art pour l’art oder Glasperlenspiel i.S. von esoterischer Abgesondertheit, Wirkungs- und Nutzlosigkeit; Gegenbegriffe sind etwa: Praxisorientierung, eingreifendes Denken, Nützlichkeit usw. – Der Term ist Bestandteil des Diskurses um den Platz der Intellektuellen in der Gesellschaft im Blick auf Hegemonieverhältnisse. Von links geht es ums Engagement, im Bündnis mit nichthegemonialen Kräften staatlich-politische, sozial-ökonomische und ideologische Herrschaft aufzubrechen. Seine Verwendung schließt Fragen von Praxisbezug und Volksverbundenheit, Parteinahme und Verweigerung ein.

Ästhetik, Autonomie der Kunst, eingreifendes Denken, Elite, Engagement, Enttäuschung, Expressionismus-Debatte, falsches Bewusstsein, Faschismus, Frankfurter Schule, geistige und körperliche Arbeit, Ich, Ideologe, Individualismus, Intellektuelle, Intelligenz, Kritische Theorie, Kultur, Kulturindustrie, Kunst, Massenkultur, organische Intellektuelle, Parteilichkeit, politische Ästhetik, Proletkult, Selbstverwirklichung, Spiel, Spontaneität, Theorie/Praxis, Tuismus, Verblendungszusammenhang

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