Basisgruppen
A: madj mū‛āt qā‛idīya. – E: basis-groups. – F: groupes de base. – R: nizovye gruppy. – S: grupos de base. – C: jiceng xiaozu
Welf Schröter
HKWM 2, 1995, Spalten 66-67
B entsprangen in Begriff und Erscheinung dem Auseinanderfallen der bundesrepublikanischen APO und des SDS des Jahres 1968. Sie entwickelten sich zu einem der wichtigsten Theorie-Praxis-Ansätze des antiautoritären Flügels der Neuen Linken, der, in Anlehnung an Herbert Marcuse, in der Arbeiterbewegung nicht mehr das (alleinige oder hauptsächliche) Subjekt gesellschaftlicher Emanzipation sah. Im Gegensatz zu den zentralistischen und in sich ideologisch homogenen »K-Gruppen« (vorwiegend von Studenten betriebene kommunistische Parteiprojekte) verfochten sie ein Organisationsmodell nach dem Prinzip: »Nicht nach Köpfen, sondern nach Interessen organisieren.« (Oskar Negt).
Obwohl die ersten B als »ad-hoc-Gruppen« innerhalb der Universitäten gebildet wurden, führte der an die russischen Narodniki erinnernde »Gang ins Volk« zu den erfolgreicheren gesellschaftlichen B, wie etwa Stadtteilgruppen, Betriebs-B, Lehrlings-B etc. Neben der Herstellung von gezielter Gegenöffentlichkeit gegen Meinungsmanipulation leisteten sie mit ihren auf dem negtschen Erfahrungsansatz basierenden kollektiven Lernprozessen ein hohes Maß an Aufklärung. Sie beabsichtigten die Politisierung des Reproduktionssektors durch die Bildung von B im Bereich von Bildung, Erziehung, Schule, Kultur und Medien. Bedürfnisse und Subjektivität sollten als politische Faktoren in der Verknüpfung von antikapitalistischer Praxis und persönlicher Emanzipation neu bestimmt werden (vgl. Krahl 1977).
➫ Anarchismus, antiautoritäre Bewegung, Autorität, Bürgerinitiativen, Demokratie/Diktatur des Proletariats, Emanzipation, Eurokommunismus, Frankfurter Schule, K-Gruppen, Marxismus-Leninismus, Neue Linke, Rätesozialismus, Selbstverwaltung, Selbstverwirklichung, Sowjetkritik, Spontaneität, Studentenbewegung