Atheismus
A: ilḥād, kufr. – E: atheism. – F: athéisme. – R: ateizm. – S: ateísmo. – C: wushen lun
Bastiaan Wielenga
HKWM 1, 1994, Spalten 682-687
Marx wurde entschiedener Atheist, ehe er die nach ihm benannte Theorie entwickelte. Die deistischen Vorstellungen des Abiturienten (…) weichen dem Versuch des 19-jährigen Studenten, »neue Götter« im Zentrum der Erde zu etablieren (…), und der Doktorand artikuliert in seiner Dissertation in enger Nähe zu Bruno Bauer eine atheistische Philosophie des Selbstbewußtseins. Dem Ergebnis dieser Selbstverständigung (im Zeitalter nach Hegel) stellt er das Bekenntnis des Prometheus, den »Spruch gegen alle himmlischen und irdischen Götter«, voran (…). Marx geht über die Aneignung des atheistischen Aufklärungserbes hinaus, wenn er Religionskritik im Rahmen seiner umfassenden Hegelkritik aufnimmt (KHS, KHR) und sie in Wechselwirkung mit seiner Kritik der »verkehrten Realität« im christlich-preußischen Staat und in der bürgerlichen Gesellschaft betreibt. Sie ist Teil des Kampfes für eine alles umfassende gesellschaftliche Emanzipation des Menschen. Zielend auf die »geistlosen Zustände«, die dem »Geist« in der Religion zugrunde liegen, gewinnt Marx ein tieferes Verständnis von Religion als Protest in der Entfremdung, als Seufzer der Bedrängten (…). Da er aber diesen Protest a priori als illusionär und opiatisch-lähmend versteht, bleibt A für ihn ein wichtiges Element der geistigen Ausrüstung eines Revolutionärs. Weil er die theoretische Kritik der Religion wenigstens für Deutschland als vollendet betrachtet, beziehen sich seine weiteren Bemerkungen zur Sache auf die ideologische Funktion der Religion, z.B. im »Zirkular gegen Kriege« (…).
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