Mathematische Manuskripte
A: al-maḫṭūṭāt ar-riyāḍīya. – E: Mathematical Manuscripts. – F: manuscrits mathématiques. – R: matematičeskie rukopisi. – S: manuscritos matemáticos. – C: shùxué shǒugǎo 数学手稿
Annette Vogt mit Erhard Scholz
HKWM 9/I, 2018, Spalten 331-341
Marx befasste sich über lange Zeitspannen sowohl im Kontext der Ökonomie als auch in konzeptionellen und historischen Studien mit Fragen der Mathematik, bes. mit Infinitesimalrechnung, aber auch mit Algebra, Arithmetik und Geometrie. Seine Notizen, Lehrbuch-Auszüge und mathematischen Überlegungen bilden zusammen den Korpus der MM, die wichtige Einblicke in seine Arbeits- und Denkweise geben. An der Editions- und Rezeptionsgeschichte werden sowohl allgemeine Probleme des Umgangs mit seinem wissenschaftlichen Werk als auch spezielle Fragen der Wissenschafts- und Mathematikgeschichte deutlich.
Zum Nachlass von Marx gehören ca. 1000 Blatt mit mathematischen Notizen, Lehrbuch-Auszügen und eigenen Überlegungen. Eine exakte Datierung ist selten möglich. Zwischen 1858 und 1883 beschäftigte er sich immer wieder mit mathematischen Fragen, erstellte Konspekte und Exzerpte, die aber nur für den internen Gebrauch und für Engels gedacht waren. Belege hierfür finden sich in Briefen zumeist an Engels. Für die 1870er Jahre, besonders 1873 und 1878, und die letzten Lebensjahre ist eine systematische Beschäftigung mit Mathematik belegt. Anlässlich des 150. Geburtstags von Marx 1968 wurden erstmals größere Teile vollständig oder in Auszügen in Moskau veröffentlicht. Dieser Band (MM-1968) bildet seitdem die Basis aller nachfolgenden Ausgaben. Im Rahmen der MEGA2 sollen die MM erstmals vollständig in Band I/28 und IV/30 erscheinen.
Da Marx, der 1835 in Trier sein Abitur ablegte, nie Mathematik-Vorlesungen an einer Universität hörte, musste er sich die ›höhere Mathematik‹, insbesondere die Analysis (Differenzial- und Integralrechnung), selbst beibringen. Sie wurde – nach einer dynamischen Entwicklung zwischen 1850 und 1900 – erst nach langen Debatten um eine Unterrichtsreform nach 1908 partiell Schulstoff in den deutschen Staaten bzw. im Deutschen Kaiserreich (vgl. Renate Tobies 1981, 75-85). Dies erklärt die Spezifik der überlieferten Texte. Sie dienten dem Lernen, Aneignen und Verstehen v.a. der Differenzial- und Integralrechnung. Sie waren nicht für eine Veröffentlichung vorgesehen. Die eingeschränkte Auswahl der von Marx zu Rate gezogenen Lehrbücher hatte ihre Ursache in den Zeitumständen und dem Entwicklungsstand der englischen Mathematik im Vergleich zu der in Frankreich und Deutschland in der zweiten Hälfte des 19. Jh. Ihm standen in der British Library nicht die neuesten Publikationen zur Analysis zur Verfügung (zu den Büchern, die er kannte und benutzte, vgl. MM-1968, 311-23 u. 336ff; Gumbel 1927b, 186f; Janovskaja 1969, 25f).
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