Geld
A: al-māl. – E: money. – F: argent. – R: den’gi. – S: dinero. – C: huobi 货币
Karl Kühne (I.), Alan Freeman (AG) (II.)
HKWM 5, 2001, Spalten 143-156
I. Marx wird als G-Theoretiker weitgehend unterschätzt, etwa von Josef Schumpeter, der seine Leistungen auf diesem Gebiet als schwach einstuft (1954), oder von Bruno Fritsch, der sie zum »theoretisch schwächsten Teil des Gesamtsystems« zählt, seine Kredittheorie allerdings »erstaunlich und durchaus modern« findet (…). Im Gegensatz dazu übernehmen Eduard Lukas (…) und Wilhelm Andrae (1953) wie auch andere nichtmarxistische Ökonomen (etwa Plenge 1920, v. Zwiedineck-Südenhorst 1952) von Marx die Formel G-W-G als symbolhaft für das kapitalistische Erwerbsstreben. Scharf spricht sich der linkskatholische Ökonom Henri Bartoli gegen den Abwertungsversuch Schumpeters aus: Marx habe als einer der Ersten die Grundfunktionen des G – als Wertmaßstab, Kristallisierung der Tauschwerte, Maßstab der relativen Preise, Instrument der Zirkulationsförderung, Zähleinheit, Wertaufbewahrungsmittel und Zahlungsmittel – klar herausgestellt (…). – Marx leistet dies bereits 1859 in Zur Kritik, wobei dem – wie wir inzwischen wissen – eine umfassendere Analyse in den Gr von 1858/59 vorausgeht. Hier schreibt Marx: »Die Eigenschaften des Geldes als 1. Maß des Warenaustausches; 2. als Austauschmittel; 3. als Repräsentant der Waren (deswegen als der Gegenstand der Kontrakte); 4. als allgemeine Ware neben den besondren Waren – folgen alle einfach aus seiner Bestimmung des von den Waren selbst getrennten und vergegenständlichten Tauschwerts. (Die Eigenschaft des Geldes als allgemeine Ware […] macht es zugleich zur realisierten und stets realisierbaren Form des Kapitals)« (…).
II. Am G-Begriff wird deutlich, dass »sich die Darstellungsweise formell von der Forschungsweise unterscheiden« muss (K I). Die Spannung zwischen beiden, die durch die widersprüchliche Rolle des G als Ausdruck von Produktionsverhältnissen und als Medium von Tauschbeziehungen erzeugt wird, ist der Grund für Missverständnisse der marxschen G-Theorie, zusammen mit dem Fehlen einer ausgearbeiteten Darstellung von Kredit und Kredit-G in den von Marx veröffentlichten Arbeiten. Zur Kritik und K I legen zwar den Grund für eine elaborierte G-Theorie, doch sollte eine solche die Behandlung von Kredit, Banksystem, Staat und Welthandel einschließen. Dieses Werk blieb unvollständig. Zahlreiche Notizen verdeutlichen aber Marx’ Intentionen. Klar ist, dass er Kredit nicht nur als im Vergleich zu G entwickeltere Form betrachtet, sondern dass er die Bewegungsgesetze des Kredit-G von denen, die sich auf Metall-, Münz- und Zeichen-G beziehen, unterscheidet. Es ist anzunehmen, dass Überlegenheit wie Unvollständigkeit seiner Theorie dazu beigetragen haben, dass sie wenig Beachtung fand. Daher wird der G-Theoretiker Marx von Kritikern wie Anhängern erheblich unterschätzt.
➫ abstrakte Arbeit, Akkumulation, Anfang, Bank, Banknote, Fetischcharakter der Ware, fiktives Kapital, Finanzkapital, Finanzkrise, Forschung/Darstellung, Gebrauchswert, Gleichgewichtstheorie, Inflation, Kapital, Kapitallogik, klassische politische Ökonomie, Kostpreis, Kredit, Kreditkrise, Krise, Krisentheorien, Kritik der politischen Ökonomie, Markt, Marktpreis, Neoklassik, Produktion, Produktionspreis, produktive/unproduktive Arbeit, Schuldenkrise, Sraffaismus, Staatsschuld, Tausch, Tauschwert, Transformationsproblem, Uno-Schule, utopischer Sozialismus, Vergegenständlichung, Weltgeld, Wert, Wertform, Wertgesetz, Wertsubstanz und -maß, Zeichen, Zentralbank, Zins, Zirkulation