Arbeitsprozess-Debatte

A: munāqashat ʿamalīyat al-ʿamal. – E: labour process debate. – F: débat sur le procès de travail. – R: diskussija o ponjatii »process truda«. – S: debate sobre el proceso de trabajo. – C: laodong guocheng de taolun

Guglielmo Carchedi (FH)

HKWM 1, 1994, Spalten 560-565

Die Analyse des Ap hat im Kapital von Marx einen zentralen Stellenwert. Um sich zu reproduzieren, müssen Menschen Objekte mit einem bestimmten Nutzen in andere mit anderem Nutzen, als existierende Gebrauchswerte in neue Gebrauchswerte umformen. Dies ist der Ap, der die Basis aller Gesellschaften bildet und je nach Gesellschaftsform verschieden ist. Einer der wichtigsten Beiträge von Marx ist seine Analyse des Ap im Kapitalismus, also des kapitalistischen Produktionsprozesses in seiner Doppelbestimmtheit als gebrauchswertschaffender Ap und Produktionsprozeß von Mehrwert. Um die Dynamik dieses Prozesses zu begreifen, muß der Einführung neuer Technologien besondere Beachtung geschenkt werden. Sie erhöhen die Produktivität der Arbeit und so die Profitabilität des Kapitals. Zugleich revolutionieren sie die Bedingungen, unter denen die Arbeiter die Umformung von Gebrauchswerten vollbringen.

Nach dem Tode von Marx wurde die Auffassung bestimmend, die in der Produktion angewandte Technik sei klassenneutral: Technologie entwickle sich nach ihren immanenten Gesetzen und trage daher nicht den Klasseninhalt der Gesellschaft, die sie hervorgebracht hat. Lenins Ansicht über den Taylorismus und seine Anwendbarkeit in einer sozialistischen Gesellschaft beruht auf dieser technizistischen Sicht. Diese Sichtweise ignoriert, was Marx die reelle Subsumtion der Arbeit unter das Kapital (im Gegensatz zur formellen) nannte (vgl. K I), d.h. die Verwandlung der individuellen Arbeiter, die formell die ganze Ware produzierten, in den Gesamtarbeiter, d.h. eine große Anzahl von Individuen, von denen ein jedes nur einen kleinen Teil des Produkts herstellt oder sogar nur indirekt an der Produktion beteiligt ist (…). Es wird hierbei übersehen, dass der Ap selbst ein Resultat kapitalistischer Entwicklung und durch kapitalistische Produktionsverhältnisse bestimmt ist. Daher muss eine sozialistische Gesellschaft nicht nur den Produktionsprozess des Mehrwerts (Ausbeutung) abschaffen, sondern auch den Ap und die ihm innewohnende technische Arbeitsteilung radikal verändern.

Diese Vorbemerkungen sind wesentlich, um die soziale und politische Bandbreite der ApD zu verstehen. Im Gefolge antiautoritärer sozialer Bewegungen war es entscheidend, das Potenzial wiederzuentdecken, das Marx‘ Analyse des Ap für die Kritik nicht nur des Kapitalismus, sondern auch des ›Realsozialismus‹ bot. Das ist ein wichtiger Grund für das neuerliche Interesse an diesem Forschungsbereich seit der Veröffentlichung von Harry Bravermans Die Arbeit im modernen Produktionsprozess (1974). Braverman bleibt eng an Marx‘ ursprünglicher Analyse der Dequalifizierung handwerklicher Fähigkeiten unter dem Einfluss der Einführung maschineller Techniken und bringt dies auf den neuesten Stand, indem er diesen Prozess nicht nur auf die Fabrik, sondern auch aufs Büro bezieht. Braverman legte Nachdruck auf einige der starken Seiten des Marxismus. Zugleich rief er in vier Punkten Kritik gegen sich ins Feld.

Arbeitspolitik, Arbeitsteilung, Aufhebung, Automation, Dialektik, Empirie/Theorie, formelle/reelle Subsumtion, Gesamtarbeiter, Hausarbeitsdebatte, Ideologietheorie, Kopf und Hand, Lohnarbeit, Management/Co-Management, Monopolkapital, Realer Sozialismus, Taylorismus, Verwertung

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