Monopolkapital

A: ra’smāl ’iḥtikārī. – E: monopoly capital. – F: capital monopoliste. – R: monopolističeskij kapital. – S: capital monopolista. – C: lǒngduàn zīběn 垄断资本

Thomas Sablowski

HKWM 9/II, 2024, Spalten 1313-1339

Als M wird eine aus der Konzentration und Zentralisation des Kapitals hervorgehende Kapitalfraktion bezeichnet, die in der Position ist, dauerhaft überdurchschnittliche Profitraten zu realisieren. An M anschließend wurden die Begriffe Monopolkapitalismus und staatsmonopolistischer Kapitalismus (smK) zur Kennzeichnung spezifischer Phasen der kapitalistischen Entwicklung geprägt. In der marxistischen Diskussion ist der Begriff M umstritten: So wird bezweifelt, dass die Vorstellung dauerhaft überdurchschnittlicher Profitraten mit der marxschen Wert- und Kapitaltheorie vereinbar ist; zudem wird ein empirischer Zusammenhang zwischen Konzentration/Zentralisation des Kapitals (oft auch kurz: Kapitalkonzentration) und Profitraten verneint. Die Debatten ums M betreffen somit Fragen der Entwicklungsgesetze der kapitalistischen Produktionsweise und ihrer Krisenhaftigkeit und damit zugleich Fragen der Strategie der Arbeiterbewegung und der Organisation sozialistischer Übergänge.

Die bürgerliche Ökonomie kennt Monopole, aber kein M im Sinne einer Form gesellschaftlicher Produktion und Reproduktion. Das Monopol wird im Rahmen der sog. Lehre von den Marktformen als Situation bestimmt, in der es nur einen Anbieter für eine Ware gibt (z.B. Recktenwald 1951, 308). Die umgekehrte Situation, in der ein einziger Abnehmer einer Vielzahl von Anbietern gegenübersteht, wird als Monopson oder Nachfragemonopol bezeichnet (310). Als Oligopol gilt die Situation, in der einige wenige Anbieter einer großen Zahl von Nachfragern gegenüberstehen (310f). Aus marxistischer Sicht resultieren aus Monopolen, Monopsonen und Oligopolen hingegen unterschiedliche Formen des M, insofern sie alle die Aneignung eines über der Durchschnittsprofitrate liegenden Monopolprofits erlauben. Im Gegensatz zur bürgerlichen Ökonomie gehen marxistische Theorien nicht vom Ideal vollkommener Konkurrenz aus; für sie ist die Entstehung von Monopolen immanenter Bestandteil der Dynamik kapitalistischer Produktionsweise. Daher kann das M nicht primär durch die Marktform, sondern muss aus den (sich verändernden) Produktionsbedingungen erklärt werden.

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m/monopolkapital.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/05 23:14 von christian     Nach oben
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