A: muqtaṭafāt min al-ʽulūm aṭ-ṭabīʽīya. – E: natural scientific excerpts. – F: extraits (d’ouvrages) scientifiques. – R: estestvennonaučnye vypiski. – S: extractos de ciencias naturales. – C: zìrán kēxué zhájì 自然科学札记

Carl-Erich Vollgraf

HKWM 9/II, 2024, Spalten 2276-2296

Die NE sind ein gewichtiger Teil des Nachlasses von Marx und Engels, der lange Zeit nicht oder nur einem kleinen Kreis im Umfeld der wechselvollen Editionsarbeit zugänglich war. Ihre Veröffentlichung im Rahmen der MEGA² seit 1999 erschließt dieses umfangreiche Material erstmals für die allgemeine Forschung. Text- und Kommentarbände ermöglichen so z.B. einen umfassenden Einblick in die interdisziplinäre Konzeption des Kapital und geben Klarheit über den Stellenwert der naturwissenschaftlichen Studien darin – nicht als gesonderte Forschungen, sondern als integraler Bestandteil seiner Analyse der kapitalistischen Produktionsweise.

Als Naturwissenschaft rezipieren Marx und Engels »die sog. klassische Naturwissenschaft« (was die zeitgenössische mit einschließt), wie sie »entsprechend dem Programm der Mechanisierung der Physik im 19. Jahrhundert ihren Ausbau und ihre Vollendung erfährt« (Griese 1997, 32), ohne dabei jedoch ein mechanistisches Weltbild zu übernehmen. Laut Marx bildet »die Naturwissenschaft« in der industriellen Gesellschaft die »Basis des wirklich menschlichen Lebens« (Ms 44, 40/543) und zugleich »die Basis allen Wissens« (Ms 61-63, II.3.6/2062). Insofern erhoffen sich Marx und Engels von ihrem Studium konkreter naturwissenschaftlicher Forschungen eine Fundierung und Vertiefung ihrer geschichtsmaterialistischen Auffassungen von Natur und Gesellschaft.

Indem die NE den diesbezüglichen Erkenntnis- und Lernprozess von Marx und Engels im Detail dokumentieren, sind sie in vielerlei Hinsicht von hohem Wert für eine historisch-kritische Rezeption. Das betrifft – neben Fragen der methodischen Orientierung – substanzielle Problemfelder wie den Einfluss von Naturwissenschaft und Technik auf Produktionsbedingungen und Produktivkraftentwicklung, das Verhältnis von Gesellschaft und Natur sowie die Kritik an der Umweltzerstörung durch rücksichtsloses kapitalistisches Profitstreben. Die NE entkräften zugleich frühere Klischees, etwa dass es eine klare Arbeitsteilung zwischen Marx und Engels gegeben habe oder dass Marx sich für die empirischen Naturwissenschaften, Engels hingegen für die theoretischen interessiert habe. Neben der gemeinsamen Intention, naturwissenschaftliche Ergebnisse in die kritische Analyse der kapitalistischen Produktionsweise einzubeziehen, werden allerdings auch die Unterschiede ihrer Studienmethoden und Auswertungen der Recherchen deutlich.

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