kapitalistische Produktionsweise

A: ṭarīqat intāǧ ra’smāliyah. – E: capitalist mode of production. – F: mode de production capitaliste. – R: kapitalističeskij sposob proizvodstva. – S: modo de producción capitalista. – C: zibenzhuyi shengchanfangsi 资本主义 生产方式

Wolfgang Fritz Haug

HKWM 7/I, 2008, Spalten 292-316

Im ersten Satz von K I bestimmt Marx als seinen Untersuchungsgegenstand »Gesellschaften, in welchen kPw herrscht« (…). Die politische Alltagssprache würde von ›Gesellschaften, in denen Kapitalismus herrscht‹, sprechen, und auch die Geschichtsschreibung »verwendet lieber den Ausdruck Kapitalismus als die Formel: kPw« (Gallisot in CERM 1971). Für die Gesellschafts- und Geschichtstheorie jedoch ist der Begriff Pw unentbehrlich. Marx hat ihn eingeführt, um den Zusammenhang von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen zu bezeichnen. Zumal dem Begriff der kPw kommt damit eine dynamische Widersprüchlichkeit zu, die zu Rezeptionsschwierigkeiten geführt hat.

Den einzelnen Momenten, welche die Spezifik der kPw im Vergleich zu anderen Pw.n ausmachen – der freien Lohnarbeit und den Klassenantagonismen, dem Verwertungs- und Akkumulationsprozess, den Krisen, den entsprechenden politischen, juristischen, ideologischen und kulturellen Reproduktionsweisen der kPw – widmen sich entsprechende Artikel dieses Wörterbuchs. Dagegen steht im Folgenden eine Mehrdeutigkeit des Begriffs kPw im Zentrum, in der sich deren eigene Widersprüchlichkeit ausdrückt.

Scheint »kPw« im ersten Satz von K I den konstanten Unterschied zu nichtkapitalistischen Pw.n hervorzuheben, so steht dem im selben Werk ein variabler Sinn von kPw gegenüber. »Die Umwälzung der Pw nimmt in der Manufaktur die Arbeitskraft zum Ausgangspunkt, in der großen Industrie das Arbeitsmittel.« (…) Dieser zweite Zugang erfordert, die aus solchen Veränderungen resultierenden distinkten Ausprägungen der Pw innerhalb des Kapitalismus zu identifizieren. Es geht dann nicht mehr um die Abgrenzung nach außen, sondern um die nach innen bzw. die Periodisierung bestimmter Entwicklungsphasen der kPw.

In der marxistischen Aufstiegsphase der Sozialdemokratie steht ›kPw‹ für das demnächst Aufzuhebende, dem man keine innere Entwicklungsperspektive zuschreibt. Im Selbstverständnis des Staatssozialismus des 20. Jh. dominiert die Abgrenzung nach außen. Beide Blickrichtungen reduzieren den Begriff auf eine abstrakt-definitorische Allgemeinbedeutung, in der das Verhältnis von Lohnarbeit und Kapital quasi juristisch als formales Eigentums- und Tauschverhältnis sowie das Profitprinzip u.a.m. als invariante Wesenseigenschaften fixiert sind. Diese Bedeutung erhält sich selbst in der kritischen Neuaufnahme des ML bei Althusser und wird radikalisiert durch die struktur-logische Kapital-Interpretation in Lire le Capital (1965). Die Allgemeinbestimmung der kPw in Abgrenzung von anderen Pw.n geht hier mit der Ausdehnung des Bedeutungsumfangs von ›kPw‹ aufs Ganze von Struktur und Superstrukturen einher. Der Nachhall dieser Kapital-Lektüre reicht über Poulantzas bis in die Verästelungen der Regulationsschule hinein und hat bei vielen ihrer Vertreter die systematische Vernachlässigung der Produktivkraftentwicklung begünstigt und damit zuletzt ein angemessenes Verständnis der von der Hochtechnologie auf Basis des Computers bewirkten Wandlungen der kPw blockiert.

afrikanische Produktionsweise, Akkumulation, altamerikanische Produktionsweise, Althusser-Schule, Arbeit, Arbeitspolitik, asiatische Produktionsweise, Automation, Basis, Bestimmung/Determination, Definition, Dialektik, Extraprofit, Familienarbeit/Hausarbeit, Finanzkapital, Fordismus, Ganzes, Gesellschaftsformation, Grundfrage der Philosophie, Grundwiderspruch, Handelskapital, häusliche Produktionsweise, Heimarbeit/Telearbeit, Herrschaft, hochtechnologische Produktionsweise, Ideologe, Imperialismus, innen/außen, Irrationalität des Kapitalismus, Kapitalentwertung/-vernichtung, Kapital im Allgemeinen, Kapitalismus, Kapital-Lektüre, koloniale Produktionsweise, Komplementarität, Konkurrenz, Krisentheorien, organische Zusammensetzung, organisierter Kapitalismus, Produktionsverhältnisse, Produktionsweise, Produktionsweise (antike), Produktivkräfte, Profit, Regulationstheorie, staatliche Produktionsweise, Struktur, Superstruktur, tendenzieller Fall der Profitrate, Totalität, tributäre Produktionsweise, vorkapitalistische Produktionsweisen, Weltmarkt, Widerspruch, wissenschaftlich-technische Revolution, Wucher

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