Einsamkeit

A: wiḥda. – E: solitude, loneliness. – F: solitude. – R: odinočestvo, uedinenie. – S: soledad. – C: jimo 寂寞

Hans D. Van Hoogstraaten

HKWM 3, 1997, Spalten 204-211

E als persönliches und soziales Problem ist eine neuzeitliche Erscheinung. Obgleich es Gefühle des Verlassenseins zu allen Zeiten gegeben hat, bildet der Begriff in seiner modernen Bedeutung sich erst seit der Renaissance heraus. Ab etwa 1300 verändern sich die westlichen Gesellschaften durch das Vordringen von Warenproduktion und Geldwirtschaft rapide, und damit verbunden bilden Individualismus und gesellschaftliche Atomisierung den Rahmen für eine verbreitete Vereinzelungserfahrung. Gängige Reaktionsmuster sind sowohl die Romantisierung vergangener Gemeinschaftlichkeit als auch die Idealisierung von »E und Freiheit« (Humboldt) als Existenzform der ›Gebildeten‹ (vgl. Schelsky 1963). Eine marxistische Verarbeitung des Problems muss demgegenüber, ausgehend von der Analyse seiner sozialen Genese, sowohl bei der Notwendigkeit von E überwindender Solidarisierung als Bedingung von Handlungsfähigkeit als auch bei der Emanzipation von herrschenden Normen ansetzen, zu der E befähigt.

Angst/Furcht, Arbeiterklasse, Arbeitsteilung, Aufklärung, Ausbeutung, Bildung, bürgerliche Gesellschaft, Egoismus, Eigentlichkeit, Eigentum, Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse, Entfremdung, Enttäuschung, Erfahrung, Existenz, Existenzialismus, Flaneur, Freiheit, Gemeinschaft, Handlungsfähigkeit, Herrschaft, Idealisierung, Ideologiekritik, Individualismus, Klassenkampf, Kooperation, Lohnarbeit, Menschenbild, Moderne, Postmoderne, Proletariat, Religion, Religionskritik, Romantik, Solidarität, Verdinglichung, Verzweiflung, Wille

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