Fordismus
A: al-furdīya. – E: fordism. – F: fordisme. – R: fordizm. – S: fordismo. – C: fute zhuyi
Jakob Tanner
HKWM 4, 1999, Spalten 580-588
Der Begriff leitet sich her vom amerikanischen Autoindustriellen Henry Ford (1863-1947). Dieser verzichtet 1909 auf eine differenzierte Produktpalette und setzt nur noch auf einen einzigen Wagentyp, auf das legendäre »Modell T«. Auf die Totalstandardisierung des Produkts folgt ab 1913 die »Rationalisierung der Produktion«, d.h. der Übergang zur seriellen Fließbandherstellung. Mit der fordschen Revolutionierung der Fertigungsmethoden kann das Arbeitstempo über die Laufgeschwindigkeit des Fließbandes gesteuert und damit eine neue Form der strukturellen Kontrolle des Kapitals über die Arbeit etabliert werden. Die hohen Produktivitätssteigerungen, die in der Massenproduktion erzielt werden, ermöglichen es Ford, für ›seine‹ Arbeiter den »8-Hours-5-$-Day« einzuführen und zugleich die Preise für das »Modell T« um mehr als die Hälfte zu senken (Wulf 1988; Edwards 1981). Ford kombiniert zunächst die finanzielle Besserstellung seiner Belegschaft mit fabrikfürsorgerischen Ordnungseingriffen in das Privat- und Familienleben; längerfristig ebnen steigende Löhne, sinkende Preise und mehr Freizeit dem ehemaligen Luxusgut und Statussymbol ›Auto‹ den Weg in breite Bevölkerungskreise, deren Lebensweise und Alltagskultur sich durch diese und weitere Konsuminnovationen tiefgreifend verändert.
In Europa, wo sich nach dem Ersten Weltkrieg die soziale Krise revolutionär zuspitzt, stößt das ›Rationalisierungsgenie‹ Ford auf begeisterte Zustimmung. Fordistische Leitbilder werden Teil des »efficiency craze«, der sich auch mit dem Namen Frederick W. Taylors, des Erfinders der »Wissenschaftlichen Betriebsführung«, verbindet.
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