Heteronormativität

A: mi‛yārīyat al-‛alāqa baina-l-ǧinsain. – E: heteronormativity. – F: normativité hétérosexuelle. – R: geteronormativnost’. – S: heteronormatividad. – C: yi xing lian biao zhun 异性恋标准

Peter Wagenknecht

HKWM 6/I, 2004, Spalten 189-206

Der Begriff benennt Heterosexualität als Norm der Geschlechterverhältnisse, die Subjektivität, Lebenspraxis, symbolische Ordnung und das Gefüge der gesellschaftlichen Organisation strukturiert. Die H drängt die Menschen in die Form zweier körperlich und sozial klar voneinander unterschiedener Geschlechter, deren sexuelles Verlangen ausschließlich auf das jeweils andere gerichtet ist. H wirkt als apriorische Kategorie des Verstehens und setzt ein Bündel von Verhaltensnormen. Was ihr nicht entspricht, wird diskriminiert, verfolgt oder ausgelöscht (so in der medizinischen Vernichtung der Intersexualität) – oder den Verhältnissen in ästhetisch-symbolischer Verschiebung dienstbar gemacht. In der Subjekt-Konstitution erzeugt H den Druck, sich selbst über eine geschlechtlich und sexuell bestimmte Identität zu verstehen, wobei die Vielfalt möglicher Identitäten hierarchisch angeordnet ist und im Zentrum der Norm die kohärenten heterosexuellen Geschlechter Mann und Frau stehen. Zugleich reguliert H die Wissensproduktion, strukturiert Diskurse, leitet politisches Handeln, bestimmt über die Verteilung von Ressourcen und fungiert als Zuweisungsmodus in der Arbeitsteilung. H ist sämtlichen gesellschaftlichen Verhältnissen eingeschrieben; auch Rassismus und Klassenverhältnisse sind heteronormativ geprägt und prägen ihrerseits die kulturellen Bilder und konkreten Praxen heteronormer Zweigeschlechtlichkeit.

Diskursanalyse, Diskurstheorie, Emanzipation, Eros, Familie, Feminismus, Fetischcharakter der Ware, Fordismus, Frauenbewegung, freie Liebe, Geschlecht, Geschlechterverhältnisse, Geschlechtervertrag, Große Weigerung, Hausfrau, Hegemonie, Herrschaft, HIV/AIDS, Homosexualität, Identität, Identitätslogik, Identitätspolitik, Ideologiekritik, Ideologietheorie, Kommodifizierung, Konsumgesellschaft, Lebensführung, Lebensweise, Lesbenbewegung, Liebe, Macht, Männlichkeit, Neoliberalismus, Neue Soziale Bewegungen, Normalisierung, Normen, Pornographie, Poststrukturalismus, Psychoanalyse, Queer-Theorie, Repräsentation, Schwulenbewegung, Sexismus, Sexpol, Sexualität, sexuelle Befreiung, Subjekt, Subkultur, subversiv, symbolische Ordnung, Taylorismus, Zwangsheterosexualität

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h/heteronormativitaet.txt · Zuletzt geändert: 2018/03/07 18:00 von flo     Nach oben
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