Arabischer Sozialismus
A: al-ishtirākīya al-ʿarabīya. – E: Arab socialism. – F: Socialisme arabe. – R: Arabsij socializm. – S: socialismo árabe. – C: Alabo shehui zhuyi
Wolfgang Schwanitz
HKWM 1, 1994, Spalten 392-401
AS gilt in seinen Hauptströmungen als Denk- und Handlungsweise, mit der Araber seit dem 19. Jh. bestimmte Ideen von Marx und Engels einerseits im arabischen Raum zu befruchten und andererseits auf Westeuropa zu begrenzen suchen. Ähnliches betrifft Ideen des sozialdemokratischen Sozialismus, des Staatssozialismus Osteuropas nach 1917 und Südostasiens nach 1949 sowie des Eurokommunismus nach 1968. Arabische Sozialisten betonen den staatlichen Zentralbesitz, die privaten Eigentumsanteile, die naturhistorischen Eigenheiten im Orient und den Islam. Das erwiesen ihre Staatspraktiken in den drei Dezennien nach 1945, speziell nach dem Umsturz in Ägypten 1952 und Libyen 1969, in denen sie auch durch einen Panarabismus Paktfreie gegen den Ost- und Westblock im Kalten Krieg vereinten. Getragen wurde dieser staatliche AS in Nordafrika und Westasien durch nationalistische Militärs, die im zweiten Schub der Entkolonialisierung – nach der ersten Phase zwischen den Weltkriegen – koloniale durch nationalstaatliche Überbauformen ersetzten. Durch die Niederlage im Nahostkonflikt 1967 verlor der AS in 21 arabischen Ländern an Boden. Nach der »Sozialismus-Ära 1917-1991« beginnt sich ein Islamischer Sozialismus zu reformieren.
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