Gleichgewichtstheorie

A: naẓarīyat at-tawāzum. – E: theory of equilibrium. – F: théorie de l’équilibre. – R: teorija ravnovesija. – S: teoría del equilibrio. – C: junheng lilun 均衡理论

Mario Candeias, Herman Schmid (MC)

HKWM 5, 2001, Spalten 808-823

Seit dem 18. Jh. tradiert die bürgerliche Ökonomie die Vorstellung von einem wirtschaftlichen G i.S. einer proportionalen Struktur und Entwicklung. Die Gt.n gründen auf der Annahme, der Markt sei in der Lage, die zahllosen widerstreitenden Einzelinteressen der atomisierten Subjekte in einem ›vernünftigen Gesamtinteresse‹ aufzuheben, also im ›bellum omnium contra omnes‹ (Hobbes) der Privateigentümer eine harmonische Gesellschaftlichkeit hervorzubringen. – Der Widerspruch zwischen den Gt.n und der sozialökonomischen Praxis wird von der klassischen Ökonomie bis zum Neoliberalismus vornehmlich staatlichen Eingriffen in das Wirtschaftsleben angelastet: Die klassische Ökonomie forderte die Beseitigung feudalabsolutistischer Schranken der Handelsfreiheit, neoliberale Gt.n den Verzicht des bürgerlichen Staates auf Sicherung sozialer Grundrechte der Lohnabhängigen. – Im Gegensatz zu bürgerlichen Gt.n betont Marx, die kapitalistische Entwicklung sei weder als G noch als andauerndes Un-G i.S. einer permanenten Krise zu fassen, sondern sie habe die »Form der Periodizität« (…). Die »aufeinanderfolgenden Phasen« der Wirtschaftszyklen laufen immer hinaus »auf eine allgemeine Krise, die Ende eines Zyklus und Ausgangspunkt eines neuen ist« (…). Unterhalb der makro-ökonomischen Ebene bedingt die kapitalistische »Matrix des ›planlosen Plans‹« eine »Prozessstruktur, die kapitalistischer Ökonomie prinzipiell das G aufgibt und verweigert und den reaktiven Sturz aus Un-G.en in die je entgegengesetzten Un-G.e als ihre unüberschreitbare Bewegungsform festschreibt« (Haug 2001).Von G spricht Marx im Sinne eines anzustrebenden nachhaltigen Wirtschaftens, wobei die Bilanzierung auf der Zeitachse in die Zukunft hinein erfolgen muss: »Antizipation der Zukunft – wirkliche Antizipation – findet überhaupt in der Produktion des Reichtums nur statt mit Bezug auf den Arbeiter und die Erde. Bei beiden kann durch vorzeitige Überanstrengung und Erschöpfung, durch Störung des Gleichgewichts zwischen Ausgabe und Einnahme, die Zukunft realiter antizipiert und verwüstet werden. Bei beiden geschieht es in der kapitalistischen Produktion.« (…) – Die Diskussion über das Verhältnis von G und Un-G zieht sich durch die Geschichte der Linken seit den Debatten zwischen ›Revisionisten‹ und ›Revolutionären‹, ›Reformern‹ und ›Zusammenbruchstheoretikern‹, wobei eigene Gt.n entwickelt wurden. Die Aktualität der Problematik spiegelt sich in den seit Ende des 20. Jh. geführten Diskussionen über Stabilität und Zukunftschancen eines ›postfordistischen‹ transnationalen High-tech-Kapitalismus (Haug 1999).

Akkumulation, Anarchie der Produktion, Befehlswirtschaft, Bucharinismus, Extraprofit, Fordismus, Freihandel, Keynesianismus, Konkurrenz, Kreislauf, Krise, Krisentheorien, Luxemburgismus, Marktwirtschaft, Neofordismus, Neoklassik, Neoliberalismus, Neue Ökonomische Logik, organisierter Kapitalismus, Physiokraten, Planwirtschaft, Postfordismus, Preis, Produktionsfaktoren, Produktionsplanung, Reproduktionsschemata, Reproduktionstheorie, sozialistische Marktwirtschaft, Sozialliberalismus, tendenzieller Fall der Profitrate, ungleiche Entwicklung, Ungleichgewicht, Vargaismus, Weltmarkt, Weltwirtschaft, Wertgesetz, wilder Kapitalismus, Wirtschaftskrise, Wirtschaftswachstum, Wohlfahrtsstaat, Zusammenbruchstheorie, Zyklen in der Planwirtschaft

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g/gleichgewichtstheorie.txt · Zuletzt geändert: 2023/12/01 21:14 von christian     Nach oben
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