informationelle Revolution

A: aṯ-ṯaura al-maʽlūmātīya. – E: informational revolution. – F: révolution informationnelle. – R: informacionnaja revoljucija. – S: revolución informacional. – C: xìnxī gémìng 信息革命

Paul Boccara (JW, FH)

HKWM 6/II, 2004, Spalten 1057-1062

Der Begriff ›iR‹ wurde 1983 von Paul Boccara ausgehend von Marx’ Theorie der industriellen Revolution mit der Intention entwickelt, im Gerede von der Informationsgesellschaft die Widersprüche zwischen den durch die Produktivkräfte eröffneten neuen Möglichkeiten für die Arbeitenden und die Gesellschaft im Ganzen und den herrschenden Mächten von Markt und Kapital begreifbar zu machen (1983 u. 1984).

Seit Mitte der 1950er Jahre wurden Studien zur Automatisierung der Produktion und Verwaltung vorgelegt, die im Anschluss an Marx’ Analyse der industriellen Revolution den ›technischen Fortschritt‹ als Automation bzw. »zweite industrielle Revolution« fassten (vgl. Pollock 1955; PAQ 1975; Boccara 1964/1982); von Anfang an heftig umstritten war in diesem Kontext die Verwendung des Revolutionsbegriffs (PAQ 1978).

Während für die aus dem kapitalistischen System hervorgehende industrielle Revolution die Ersetzung der Hand des Handwerkers, der das Werkzeug führt, durch die Werkzeugmaschine wesentlich ist, zeichnet sich die iR dadurch aus, dass bestimmte Funktionen des menschlichen Gehirns durch Speicherung, Verarbeitung und Übertragung von Informationen mittels Computer ersetzt werden. Somit ist die Rede von einer ›neuen industriellen Revolution‹ im Grunde irreführend; die industrielle Revolution ist weltweit zu einem Abschluss gekommen. Auf der technologischen Ebene der Werkzeugführung kann der Arbeiter ganz ersetzt werden. Die von der Automation (zur Etablierung des Begriffs vgl. Diebold 1954 u. Schmiede 1996) ermöglichte Übertragung bestimmter menschlicher Gehirnfunktionen vollendet mit der iR den langen Prozess, den ihre Vorläuferin begann. […]

Anders als die Vorstellung einer ›Kommunikationsrevolution‹ mit ihrer Betonung der dazugehörigen Technologien (vgl. Wolton 2000) lenkt der Begriff iR das Hauptaugenmerk auf die Ersetzung bestimmter menschlicher informationeller Tätigkeiten durch stoffliche Träger und auf Informationsverarbeitung (vgl. Fuchs-Kittowski 1999). Ins Zentrum rückt die Dialektik zwischen dieser dominanten Stellung der ›Information‹, ihrer Generierung, ihrer Träger auf der einen Seite und der entscheidenden Rolle der Zugangs- und Kommunikationsnetze auf der anderen Seite.

allgemeine Arbeit, Arbeit, Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt, Arbeitspolitik, Arbeitsteilung, Automation, Dezentralisierung, Eigentum, Finanzmärkte, Flexibilisierung, Fortschritt, Gentechnologie, Globalisierung, hochtechnologische Produktionsweise, immateriell, immaterielle Güter/immaterieller Schaden, Industrialisierung, Information, Informationsarbeiter, Informationsgesellschaft, Informationsrente, intellektuelle Eigentumsrechte, Internet, Kommunikation, Kompetenz/Inkompetenz, Krise, Maschinerie, Monopol, Produktivkräfte, Produktivkräfte/Produktionsverhältnisse, Produktivkraftentwicklung, Revolution, Selbstorganisation, Software, Symbol, Technikentwicklung/technologische Revolutionen, Technologie, Weltmarkt, wissenschaftlich-technische Revolution

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