industrielle Reservearmee

A: ǧaiš al-ʼihtìyāṭ aṣ-ṣināʽī. – E: industrial reserve army. – F: armée de réserve industrielle. – R: promyšlennaja rezervnaja armija. – S: ejército industrial de reserva. – C: chǎnyè hòubèijūn 产业后备军

Cyrus Bina (ThM)

HKWM 6/II, 2004, Spalten 1003-1011

Der »letzte Endzweck dieses Werks«, so Marx im Vorwort zur ersten Auflage von K I, besteht darin, »das ökonomische Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft zu enthüllen« (…). Das war kein akademisches Anliegen: Seine Intention ging dahin, dem proletarischen Klassenkampf strategische Orientierungen zu ermöglichen. Das erklärt die außerordentlich breite Darstellung der Lage der Arbeiterklasse, zusammengefasst im »absoluten, allgemeinen Gesetz der kapitalistischen Akkumulation«: »Das Gesetz, wonach eine immer wachsende Masse von Produktionsmitteln, dank dem Fortschritt in der Produktivität der gesellschaftlichen Arbeit, mit einer progressiv abnehmenden Ausgabe von Menschenkraft in Bewegung gesetzt werden kann – dies Gesetz drückt sich auf kapitalistischer Grundlage […] darin aus, dass, je höher die Produktivkraft der Arbeit, desto größer der Druck der Arbeiter auf ihre Beschäftigungsmittel, desto prekärer also ihre Existenzbedingung«, so dass »die Arbeiterbevölkerung stets rascher wächst als das Verwertungsbedürfnis des Kapitals« (…).

Gegen reformistische Vorstellungen, die ökonomisch außer Funktion gesetzten Massen zu reintegrieren, orientiert Marx auf eine den Kapitalismus überwindende Perspektive. Auch wenn diese Orientierung durch das Scheitern des europäischen Staatssozialismus in eine vorerst andauernde Krise gestürzt worden ist, belegen Massenarbeitslosigkeit und das Vordringen ›prekärer‹ Beschäftigungsverhältnisse im Zeichen des High-Tech-Kapitalismus die fortwährende Aktualität des Begriffs der iR. – »Reservearmee« drückt allerdings einen nur vorübergehenden Zustand aus, während ›Langzeitarbeitslosigkeit‹ oder der weltweit gewachsene Sektor der vom transnationalen Kapital links liegen gelassenen Zonen auf eine dauerhafte Ausschließung hindeuten. Dass »die relative Übervölkerung oder iR« nicht mehr, wie Marx noch angenommen hat, »stets mit Umfang und Energie der Akkumulation in Gleichgewicht« gehalten wird (…), prägt dem Begriff der vom Standpunkt des Kapitals ›überschüssigen‹ oder ›überflüssigen‹ Bevölkerungen eine epochale Aktualität auf.

Akkumulation, Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt, Despotie des Kapitals, ehernes Lohngesetz, Elend, Fordismus, Frauenarbeit, Gesamtarbeit, gesellschaftlich notwendige Arbeit/Arbeitszeit, Globalisierung, Grundsicherung, internationale Arbeitsteilung, Kapitalmobilität (internationale), Kapital (konstantes und variables), Konzentration/Zentralisation des Kapitals, Kinderarbeit, Klassenlage, Konkurrenz, Kontingenz, Lohnarbeit, Lumpenproletariat, Malthusianismus, multinationale Arbeiterklasse, Ökonomie der Zeit, organische Zusammensetzung, Pauper, Populationstheorie, produktive/unproduktive Arbeit, Rationalisierung, Reproduktionsbedingungen, Revisionismusstreit, Segmentierung der Arbeiterklasse, Sozialdarwinismus, Sozialpolitik, Subproletariat, transnationaler Kapitalismus, Überakkumulation, Überarbeit, Übervölkerung, Verelendung, Wirtschaftskrise, Zentralisation/Konzentration

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