Konkurrenz

A: munāfasah. – E: competition. – F: concurrence. – R: konkyrentsiya. – S: competición. – C: jingzheng 竞争

Bob Jessop und Redaktion

HKWM 7/II, 2010, Spalten 1542-1563

K‹ – sprachlich kaum zu scheiden von Wettbewerb oder Rivalität – begegnet in allen Bereichen des Alltagslebens, v.a. im Sport, aber auch in Bildung und Kultur, in Liebesverhältnissen und anderen nicht-ökonomischen Sphären. An dieser Vieldeutigkeit, in der kapitalismusspezifische K, obwohl »unähnlich anderen Formen von Wettbewerb, welche die Welt schon gesehen hatte« (Brecht, Me-ti), mit diesen verschwimmt, setzt die bürgerliche Ideologie an, um K zu universalisieren. Mal wird K als Triebkraft allen organischen Lebens aus der Evolutionstheorie in die Gesellschaftstheorie importiert (nachdem sie aus der bürgerlichen Gesellschaft in die Natur projiziert worden ist), mal gilt sie als allgemeines Ordnungsprinzip der Wirtschaft und ist staatlich zu schützen, mal als Motor von Fortschritt.

»Begrifflich«, heißt es dagegen bei Marx, »ist die K nichts als die innre Natur des Kapitals« (Gr). Das Wettrennen um Extraprofit resultiert in »beständigen Revolutionen in den Produktionsmethoden selbst, die damit beständig verknüpfte Entwertung von vorhandnem Kapital, den allgemeinen Konkurrenzkampf und die Notwendigkeit, die Produktion zu verbessern und ihre Stufenleiter auszudehnen«, bei »Strafe des Untergangs« (K III). So »herrscht« die K »jedem individuellen Kapitalisten die immanenten Gesetze der kapitalistischen Produktionsweise als äußere Zwangsgesetze auf« (K I). Dabei wird die K unter den Arbeitern und der Druck der industriellen Reservearmee genutzt, um den Lohn herabzusetzen, die Arbeit zu intensivieren, die Arbeitszeit auszudehnen.

Im Lauf der Geschichte nahm die kapitalistische K unterschiedliche Formen an: von der ›freien‹ K über ›monopolistische‹ und ›imperialistische‹ K, der staatlich ›organisierten‹ K im Fordismus bis zur neoliberalen Entgrenzung der K im transnationalen Hightech-Kapitalismus und der Transformation des fordistischen Wohlfahrts- in den Hightech-Wettbewerbsstaat.

Etymologie. – Um antagonistische Vorteilssuche in kapitalistischer Form zu bezeichnen, greifen die europäischen Sprachen entweder auf lat. concurrere (um die Wette rennen) zurück – so seit der frühen Neuzeit das Französische, zunächst im Sinne von »in Feindschaft zusammenstoßen«; von dort im Zeitalter des Merkantilismus als »K« ins Deutsche übernommen und im 19. Jh. weitgehend durch das ideologisch aufladbare Wort »Wettbewerb« verdrängt – oder auf lat. competere (com = zusammen, petere = streben; etwas zugleich zu erreichen suchen, wetteifern) – so im Spanischen und im Englischen, wo »competition« seit dem frühen 17. Jh. bezeugt ist und noch zu Beginn des 19. Jh. für ein eher amerikanisch- oder schottisch-englisches Wort gehalten wurde, was seinen seltenen Gebrauch etwa bei Petty und Smith erklärt.

Akkumulation, Arbeit, Arbeitslosigkeit, Arbeitsteilung, Arbeitszeit, Automation, Extraprofit, Finanzkapital, Fordismus, Globalisierung, hochtechnologische Produktionsweise, Imperialismus, industrielle Reservearmee, Informationsrente, intellektuelle Eigentumsrechte, internationale Arbeitsteilung, Kalter Krieg, Kampf ums Dasein, Kapital, Kapitalentwertung/-vernichtung, Kapitalfraktionen, Kapitalmobilität (internationale), Kapitalumschlag, Klimapolitik, Konsumnorm/Konsumweise, Konzentration und Zentralisation des Kapitals, Kooperation, Marktpreis, Mehrwertrate, Monopol, Nationalstaat, Neoliberalismus, organisierter Kapitalismus, Preis, Produktivkräfte, Profitrate, Protektionismus, Rassismus, Regulationstheorie, Schranke, Sicherheitsstaat, Sozialpolitik, Staat, Systemkonkurrenz, transnationale Konzerne, Weltmarkt, Zwang

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