Konzentration und Zentralisation des Kapitals

A: tarkīz wa markazat ar-ra’smāl. – E: concentration and centralisation of capital. – F: concentration et centralisation du capital. – R: konzentracija i centralizaciya kapitala. – S: concentración y centralisación de capital. – C: ziben de jiju he jizhong 资本的 积聚和集中

John Bellamy Foster

HKWM 7/II, 2010, Spalten 1719-1727

In den Medien jagen sich die Meldungen von mehr oder minder freundlichen Unternehmenszusammenschlüssen oder feindlichen Übernahmen – gelegentlich auch Trennungen – etwa die Wiederaufspaltung des einstigen ›Weltkonzerns‹ Daimler/Chrysler. Häufig spielen international agierende Finanzfonds mit. Immer jedoch sind damit Ängste der Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze verbunden, kontrastiert von den spekulativen Hoffnungen kleiner oder mittlerer Aktionäre. Seit dem Ende des ›realen Sozialismus‹ scheint der »Triumph des Finanzkapitals« (Sweezy 1994) in einer globalisierten Wirtschaft endgültig zu sein.

Wenngleich die Formen sich wandeln und entwickeln, sind die Grundlagen dieser Phänomene keineswegs neu. Bei Marx und im Marxismus werden sie als Ausdruck von K und Z seit langem analysiert und diskutiert. Anders als vielfach vermutet, ist die K bei Marx dem Begriff des Kapitals keineswegs äußerlich, vielmehr ist sie mit ihm von vornherein gesetzt. »Jedes individuelle Kapital ist eine größere oder kleinere K von Produktionsmitteln mit entsprechendem Kommando über eine größere oder kleinere Arbeiterarmee.« (…) Die Rückverwandlung von Mehrwert in Kapital, d.h. die Akkumulation, wird zur Grundlage einer erweiterten Stufenleiter der Produktion und ist gleichbedeutend mit einem Wachstum des Kapitals und damit einer Steigerung der K.

Den Begriff der Z hat Marx erst in der frz. Ausgabe von K I eingeführt (…), was deren eigenständige »wissenschaftliche Bedeutung« (An den Leser) unterstreicht (Engels hat diese Änderungen in die 3. dt. A. 1883 aufgenommen). Die Z »ergänzt das Werk der Akkumulation« (…) indem sie deren Wirkungen durch veränderte Verteilung der bereits vorhandenen und funktionierenden Kapitale steigert. »Das Kapital schwillt hier in einer Hand zu großen Massen, weil es dort in vielen Händen verloren geht. Es ist die eigentliche Z im Unterschied zur Akkumulation und K.« (…)

Marx zeigt, wie K und Z die Konkurrenz unter den Kapitalisten verschärft (…) sowie den Prozess der Vergesellschaftung der Produktion und die Entwicklung der Produktivkräfte vorantreibt (…). Zugleich betont er den antagonistischen Charakter und die daraus resultierende Dynamik, von der er die Aufhebung des Kapitalismus erwartet: »Mit der beständig abnehmenden Zahl der Kapitalmagnaten […] wächst die Masse des Elends, des Drucks, der Knechtschaft, der Entartung und Ausbeutung, aber auch die Empörung der stets anschwellenden […] Arbeiterklasse […]. Die K der Produktionsmittel und die Vergesellschaftung der Arbeit erreichen einen Punkt, wo sie unverträglich werden mit ihrer kapitalistischen Hülle. Sie wird gesprengt.« (…)

Schumpeter, der diesen dialektischen Antagonismus nicht erwähnt, rühmt Marx für die Einsicht in die ›schöpferische‹ Kraft von K und Z: »Schon das eine: das Aufkommen der großen Unternehmungen vorherzusagen, war in Anbetracht der Verhältnisse zu Marxens Zeit eine Leistung an sich. Aber er hat mehr als das getan. Er verknüpfte die K geschickt mit dem Akkumulationsprozess oder vielmehr, er sah die erste als Teil des letzteren und zwar nicht nur als Teil seines faktischen Modells, sondern auch seiner Logik.« (1942/1950) – Veränderungen der Konkurrenzverhältnisse und Z gehen mit Verschiebungen in den gesellschaftlichen Machtverhältnissen einher, was Theorien des Imperialismus und später des Monopolkapitalismus inspirierte, wie auch Hoffnungen auf einen ›planmäßigen‹ Übergang zum Sozialismus. Dies legt nahe, dass im Verlauf kapitalistischer Entwicklung und Krisen sich unterschiedliche Formen der K und Z herausbilden und widersprüchlich mit entgegenwirkenden Tendenzen verbunden sind.

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k/konzentration_und_zentralisation_des_kapitals.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/20 19:25 von christian     Nach oben
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