Frauenarbeitspolitik

A: as-siyāsa min aǧli ‛amal an-nisā’. – E: women’s labour politics. – F: politique du travail féminin. – R: ženskaja trudovaja politika. – S: política del trabajo femenino. – C: funü laodong zhengce

Frigga Haug

HKWM 4, 1999, Spalten 833-842

Der Doppelcharakter der Frauenarbeit im Kapitalismus hat seit den ersten Fabrikgesetzen eine gesonderte Arbeitspolitik notwendig gemacht. Frauenarbeit ist einerseits Lohnarbeit, vollzieht sich unter ähnlichen Bedingungen wie männliche Lohnarbeit und verlangt daher eine vergleichbare Politik des Arbeitsschutzes, der Sicherung der Arbeitskraft vor Überausbeutung sowie entsprechende Lohn- und Zeitpolitik. Frauenarbeit ist andererseits unbezahlte Reproduktionsarbeit und als solche Grundlage für die Wiederherstellung der Arbeitenden und ihrer Nachkommen. Dieser Doppelcharakter macht besondere Schutzmaßnahmen dringlich (etwa Mutterschutz), die sich gegen den Einsatz von Frauen überhaupt richten können. Sie verbinden sich mit überlieferten Formen der Verhinderung weiblicher Erwerbsarbeit. F schließt daher auch den Kampf um die Möglichkeit ein, berufstätig zu sein, und später das Ringen um proportionale Teilnahme (Quoten) und eine Betriebskultur der Einschließung anstelle von sexueller Belästigung. Die zweifache Verortung der Frauenarbeit ist auch eine Basis für eine Kritik an der entfremdeten Form von Arbeit wie am Arbeitsbegriff überhaupt, die die gesellschaftlichen Zusammenhänge und die in ihnen wirkenden Geschlechterverhältnisse als Herrschaftsverhältnisse sichtbar macht. Darauf gründet alternative F von unten.

Der Doppelcharakter von Frauenarbeit bedeutet einerseits eine Schwächung von F, die halbherzig bleibt, da sie sich im Effekt gegen den Einsatz weiblicher Erwerbsarbeit richtet; sie bedeutet andererseits eine Stärkung durch praxisgeleitete Phantasie anderen Arbeitens. F ist daher einerseits als organisierte Praxis ›von oben‹, als Kompromiss zwischen Kapital, Arbeit, Staat zu studieren, und andererseits als spontane Praxis von unten unter der Perspektive, wie weit es ihr gelingt, über Frauenförderpolitik hinauszugehen und die gesellschaftliche Unterordnung von Frauen aufzubrechen.

Arbeiterbewegung, Arbeitslosigkeit, Arbeitsmarkt, Arbeitspolitik, Arbeitsteilung, Ausbeutung, Doppelbelastung, ehrenamtliche Arbeit, Eigenarbeit, Fabrik, Fabrikgesetzgebung, Familie, Hausarbeit, Feminisierung der Arbeit, Feminisierung der Armut, feministische Rechtskritik, fiktive Waren, Frauenarbeit, Frauenbewegung, Frauenemanzipation, Frauenfrage, Freie Produktionszonen, Geburtenkontrolle, Geschlechterverhältnisse, Geschlechtervertrag, Gewerkschaften, Gewohnheit, Gleichstellungspolitik, Globalisierung, Hausarbeitsdebatte, häusliche Produktionsweise, Herrschaft, individuelle Reproduktion, Körper, Lebensweise/Lebensbedingungen, Lohnarbeit, Männlichkeit, Patriarchat, Produktionsverhältnisse, Profit, Quotierung, Raubbau, Rechte, Reproduktionsarbeit, Reproduktionsbedingungen, Staat, transnationaler Kapitalismus, Überarbeit, Unterdrückung, ursprüngliche Akkumulation, Verelendung, wilder Kapitalismus, Zeit, Zwang

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