Mafia
A: māfiyā. – C: hēishǒudǎng 黑手党
Umberto Santino (FB)
HKWM 8/II, 2015, Spalten 1550-1561
Die sizilianische M und andere Gruppen der organisierten Kriminalität, sowohl historische als auch in neuerer Zeit entstandene, bilden ein komplexes Phänomen mit vielfältigen lokalen Ausprägungen. Folgende Hypothese sei hier leitend: Die M ist ein Ensemble krimineller Gruppen, die innerhalb eines Systems von Beziehungen handeln und dabei gewalttätige und illegale, jedoch auch formal legale Aktivitäten entwickeln. Sie zielen auf Bereicherung sowie auf Erwerb und Beeinflussung von Machtpositionen, wobei sie sich eines kulturellen Kodexes bedienen und zu einem gewissen Grad Zustimmung in der Gesellschaft genießen (Santino 2008/2011, 23).
Die M beruht auf der Interaktion von Verbrechen, Akkumulation, Macht, Kultur und Zustimmung. Als interklassistisches Phänomen bezieht sie alle Schichten der Bevölkerung ein. Sie formiert einen gesellschaftlichen Block, in dem die Führungsfunktionen von illegalen (den Mafiabossen) und legalen Subjekten (den Freiberuflern, Unternehmern, Vertretern von Verwaltung, Politik und Institutionen) ausgeübt werden, wobei letztere als »mafiöse Bourgeoisie« klassifiziert werden können (Santino 1994; 2006, 251).
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