Mode

A: mūḍa. – E: fashion, mode. – F: mode. – R: moda. – S: moda. – C: shíshàng 时尚

Esther Leslie (StP)

HKWM 9/II, 2024, Spalten 1174-1186

M ist ein frz. Lehnwort, das auf lat. modus (Maß, Regel, Art und Weise) zurückgeht. Im Englischen meint mode zunächst eine zeitspezifische ›Sitte‹ oder ›Umgangsform‹; fashion bezieht sich auf Kleidung und ist von lat. facere (machen, herstellen) bzw. dem zugehörigen Substantiv factiō abgeleitet. Zum Stil der Kleidung kommen Gestik, Frisur, Vokabular und andere zeit-, orts- und gruppenspezifische Stile. Wenn ein Kleidungsstück als »modern« angepriesen wird, liegt der Akzent auf dem, »was soeben gefällt, was eben erst M wird« (Mauthner 1910, 94). Die M hat es mit dem jeweils Neuesten zu tun und ist daher stets in Bewegung. Sie kann von oben kommen, als haute couture, die hohe Kunst der Näherei, die seit dem 19. Jh. als ›Marke‹ auftritt und auf Laufstegen präsentiert wird. Charles Frederick Worth ließ in diesem Sinne als Erster Etiketten mit seinem Namen in seine Kreationen einnähen. Sie kann aber auch von unten kommen wie in den Subkulturen des 20. Jh., oft in Verbindung mit neuen Musikrichtungen. M kann mithin klassenspezifisch sein; sie signalisiert Status und Rang. Sie kann herrschende Moralvorstellungen ebenso reproduzieren wie unterlaufen oder infrage stellen. Sie ist jedenfalls keine von oben betriebene Verschwörung, kein bloßes System, das nur der Aufrechterhaltung von Minderwertigkeitsgefühlen und dem Antrieb eines endlosen, unerfüllbaren Begehrens dient.

M gibt Anlass, nach der Verfügungsgewalt über Kreativ- und Produktivkräfte zu fragen. Sie kann ebenso für die Produktion eines Neuen stehen wie für die Erschöpfung der Innovation im Klischee, es gebe ›nichts Neues unter der Sonne‹ oder die Damen-M sei bloß »die ›ewige Wiederkunft des Gleichen‹«, wie Egon Friedell in Anspielung auf Nietzsche formuliert (zit.n. Benjamin, PW, B 4,1; GS V.1, 120). Sowohl als selbstgemachte wie als (industrielles) Produkt kann sie der Selbstinszenierung dienen. M stellt eine facettenreiche Mischung dar, die aus künstlich erzeugtem Begehren, spielerischer Begegnung von Gewohnheiten und einer bewussten Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Augenblick gewoben wird; sie hängt, wie alle Produktion, von den Ungleichheiten der Produktionsverhältnisse im Weltmaßstab ab.

Ästhetik, ästhetische Abstraktion, ästhetische Theorie, Ausbeutung, Avantgarde, Basis-Ästhetik, Bedeutung, Bedürfnis, Befreiung, Disziplin, Eros, Extraprofit, Fabrik, falsche Bedürfnisse, Faszination, Feminismus, Fiktion, Flaneur, Frauenarbeit, Gebrauchswert, Gebrauchswertversprechen, Gefühle/Emotionen, Gegenkultur, Geschlechterverhältnisse, Globalisierung, Habitus, Hedonismus, Identifikation, Ideologiekritik, Illusion, Individualismus, Individualität, Industrialisierung, internationale Arbeitsteilung, Jeans, Jugend, Kapitalmobilität (internationale), Kinderarbeit, Konsument, Konsumgesellschaft, Konsumismus, Konsumnorm/Konsumweise, Kopftuchstreit, Kultur, kulturelles Kapital, Kulturstudien (Cultural Studies), Lumpenproletariat, Luxus, Massenkultur, Massenkunst, materielle Kultur, Moderne, moralischer Verschleiß, musikalisches Material, nachhaltige Entwicklung, Neues, Novum, Oben/Unten, Ökologie, Opfer/Täter-Debatte, Politik des Kulturellen, politische Ästhetik, Popmusik, Popularkunst, Postmoderne, Produktästhetik, Projektion, Recycling, Schein, Schönheit, Selbstveränderung, Selbstverwirklichung, Semiotik, Sexismus, sexuelle Befreiung, sichtbar/unsichtbar, Sinnlichkeit, Spiel, Subkultur, subversiv, Symbol, Traum, Überfluss, Überflussgesellschaft, Unterdrückung, Vorbild, Warenästhetik, Wegwerfgesellschaft, Werbung, Zeichen, Zeitgeist, Zirkulation

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m/mode.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/05 23:05 von christian     Nach oben
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