McCarthyismus

A: makāriṯīya. – E: McCarthyism. – F: maccarthysme. – R: makkartizm. – S: macartismo. – C: màikǎxī zhǔyì 麦卡锡主义

Victor Wallis (FB)

HKWM 9/I, 2018, Spalten 367-372

Mit M wird eine Welle innenpolitischer Repression in den USA im Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet. Joseph McCarthy war ein republikanischer Senator aus Wisconsin, der von 1950 bis 1955 in unterschiedlichen Funktionen und ab 1952 als Vorsitzender eines speziell dafür eingerichteten Untersuchungsausschusses eine extreme antikommunistische Kampagne initiierte und durchführte. Er tat sich in der ersten Phase des Kalten Kriegs durch bes. heftige Angriffe gegen ›Kommunisten in der Regierung‹, die Anwendung des Prinzips der ›Sippenhaft‹ (guilt by association) und die Einschüchterung von Zeugen hervor, die vor seinen Untersuchungsausschuss gebracht wurden. Die Repressionskampagne selbst war jedoch nicht allein sein Werk, sondern wurde von der demokratischen Truman-Administration schon 1947 eingeleitet. Sie zielte darauf, die USA ideologisch auf den Kalten Krieg einzustellen und die weit verbreitete Opposition gegen die neu erlangte Rolle der USA als Zentrum der globalen Konterrevolution zu unterdrücken (vgl. Freeland 1974).

Dies erforderte Maßnahmen, die gegen garantierte Freiheitsrechte wie das im ersten Amendment zur US-Verfassung (zumindest theoretisch) festgelegte Verbot einer direkten Beschränkung der freien Meinungsäußerung durch Bundesgesetze verstießen. Um diesen rechtlichen Schutz auszuhebeln, wurde erstens den zu bekämpfenden Ideen oder Handlungen der politische Charakter abgesprochen, so dass sie stattdessen als kriminell (z.B. da sie die Gesetze gegen Verschwörungen verletzten) oder als Spionage (worunter jegliche Tätigkeit für eine fremde Macht fällt) anklagbar waren. Zweitens wurden die Aktivitäten nicht von der Regierung selbst durchgeführt, sondern einerseits Bürgerwehren und privaten Schlägern (z.B. im Gefängnis) und andererseits privaten Arbeitgebern anvertraut, die – bes. wenn sie zusammenarbeiteten – den Einzelnen die Existenzgrundlage entziehen konnten.

Auch wenn diese Praktiken keineswegs erst nach dem Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurden, hatten sie in ihrer Kombination doch Auswirkungen, die weit über die früherer Perioden hinausgingen. Dies erklärt sich teilweise aus der globalen Führungsrolle der USA nach 1945, teilweise aber auch aus dem beträchtlichen Erfolg, mit dem in den 1930er Jahren durch die Arbeiterbewegung, durch öffentliche Beschäftigungsprogramme sowie von Künstlern und Schriftstellern eine fortschrittliche Volkskultur aufgebaut wurde. Diese progressiven Errungenschaften wurden mithilfe des M zurückgeschlagen, v.a. indem sie der KP zugeschrieben und diese selbst zu einem Instrument der SU und damit für ›un-amerikanisch‹ erklärt wurde.

Angst/Furcht, autoritärer Populismus, Bürgerrechte, Demokratie, Dissident(inn)en, Dogmatismus, Faschismus, Freiheit, Gegenöffentlichkeit, Grundrechte, GULag, Hegemonialapparat, Hegemonie, Hexenverfolgung, ideologische Staatsapparate/repressiver Staatsapparat, Imperialismus, Inquisition, Kalter Krieg, Kampagne, Ketzer, Kommunistenverfolgung, Konformismus/Nonkonformismus, Konterrevolution, Manipulation, Massenkommunikation, Medienimperialismus, Meinungsfreiheit, Menschenrechte, militärisch-industrieller Komplex, Moskauer Prozesse, Öffentlichkeit, Orthodoxie, Polizeistaat, Pressefreiheit, privat/öffentlich, Propaganda/Agitation, Rechtsstaat, Totalitarismus, Vorurteil, Wahrheit, Werbung, Zensur, Zivilgesellschaft

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m/mccarthyismus.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/11 13:52 von christian     Nach oben
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