Modernisierung
A: taḥdīṯ. – E: modernisation. – F: modernisation. – R: modernizacija. – S: modernización. – C: xiàndàihuà 现代化
Gerhard Hauck
HKWM 9/II, 2024, Spalten 1209-1216
M wurde zuerst als Begriff der bürgerlichen Soziologie der Entwicklungsländer, die sich selbst gerne als ›Modernisierungsforschung‹ oder ›-theorie‹ kennzeichnet, populär. Bei Marx und Engels spielt der Begriff keine Rolle. Die Modernisierungstheorie, die von Anfang an als »Alternative zur marxistischen Entwicklungstheorie« (Rostow 1960) konzipiert wurde, entstand in der Zeit der Dekolonisierung der Peripherie nach dem Zweiten Weltkrieg, als zumindest in einigen der nunmehr unabhängigen ›neuen Staaten‹ ernsthaft über die Nationalisierung von Unternehmen (insbesondere von ›metropolitanen‹) wie auch allgemein über das zu wählende Gesellschaftsmodell nachgedacht wurde. Inhaltlich geht sie aus von einem Dualismus zwischen ›traditionellen‹ und ›modernen‹ Gesellschaften. Als spezifisch modern erscheint dabei stets das, was dem Bild der je eigenen Gesellschaft (in der Regel der us-amerikanischen) entspricht. M bezeichnet mithin generell den Prozess, durch den aus traditionellen Gesellschaften moderne werden – ein Stufenmodell, das die kapitalistische Gesellschaft, in Frontstellung gegen die marxistische Formationstheorie, zum ›natürlichen‹ Ankunftspunkt gesellschaftlicher Entwicklung macht.
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