militärisch-industrieller Komplex
A: maǧmʽ aṣ-ṣināʽī al-ʽaskarī. – E: military-industrial complex. – F: complexe militaro-industriel. – R: voenno-promyšlennyj kompleks. – S: complejo militar-industrial. – C: jūngōng fùhétǐ 军工复合体
Victor Wallis (StP)
HKWM 9/I, 2018, Spalten 921-932
Den Begriff miK prägt US-Präsident Dwight D. Eisenhower 1961 nach achtjähriger Amtszeit bei seiner Abschiedsrede. Er definiert ihn als »das Zusammenspiel eines gewaltigen militärischen Establishments und einer Rüstungs-Großindustrie« (zit.n. Dunne/Sköns 2011, 14) und übt kapitalismus-immanente Kritik: »Wir müssen uns davor hüten, dass der miK unbefugt Einfluss ausübt, ob dies nun beabsichtigt oder unbeabsichtigt geschieht. Das Potenzial für den katastrophalen Anstieg unangebrachter Macht besteht und wird weiter bestehen.« (Ebd.)
Eisenhowers Anstoß führte zu »kritischen und scharfsinnigen Publikationen über staatliche Geschäfte mit den ›Merchants of Death‹« (Kollmer 2015, 4) und über die Interessengruppen, deren Ziel es ist, »nicht etwa einen Krieg auszulösen, sondern höhere Militärausgaben durchzusetzen« (Berghahn 1986, 109). Diese Analysen hinterfragen Rüstung nicht grundsätzlich und verwenden miK »eher als analytische Kategorie«, »um Abläufe und Ausprägungen angemessen überprüfen sowie möglicherweise modifizieren zu können« (Kollmer 2015, 4).
Seit den 1960er und 70er Jahren wurden tiefer gehende Forschungen veröffentlicht (vgl. Berghahn 1986, Kap. V), und miK wurde von den sozialen Bewegungen als Kampfbegriff aufgegriffen. Die Frage richtete sich nun auf die Stellung des miK in Staat und Gesellschaft, auf seine Verbindungen mit Universitäten, Forschungsinstitutionen und Gewerkschaften. Damit kam der ganze politiktreibende Zweig der herrschenden Klasse der USA nach 1945 ins Visier, zusammen mit der (physischen wie institutionellen) kriegstreibenden Maschinerie, die er eingesetzt hat. Dieser Ansatz nimmt eine marxistische Analyse auf.
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