Marxismus-Feminismus

A: mārksīya nisā’īya. – E: Marxism-Feminism. – F: marxisme-féminisme. – R: marksizm-feminizm. – S: marxismo-feminismo. – C: Mǎkèsī zhǔyì-nǚxìng zhǔyì 马克思主义-女性主义

Frigga Haug

HKWM 8/II, 2015, Spalten 1882-1900

M-F ist geprägt durch die Anstrengung, der ›feministischen Revolution‹ Eingang in den Marxismus zu erkämpfen und zu erarbeiten. Der Widerstand dagegen zwingt ihm zunächst eine gegensätzliche, polemische Form auf. Ziel der feministischen Revolution ist die Befreiung der Frauen von männlicher Herrschaft und der so erst mögliche Umbau von Gesellschaft zu einer solidarischen. Perspektivisch geht es darum, die Entpatriarchalisierung der Geschlechterverhältnisse mit dem sozialistischen Umbau der Produktionsverhältnisse zu verschmelzen, also gleichsam um eine Revolutionierung der Revolution, die dazu ansetzt, alle Dimensionen und Aspekte des Sozialen zu verändern.

Theoretisch konsequent durchgeführt verlangt M-F, Geschlechterverhältnisse als Produktionsverhältnisse zu denken. Bei Marx und Engels findet diese Position ihr Fundament in der These, dass die Herrschaft des männlichen über das weibliche Geschlecht das erste Klassenverhältnis der Geschichte darstellt, mit dem Kern der »Verfügung über fremde Arbeitskraft« (DI, 3/32), und dass die Sklaverei als Ausdehnung dieser Form begriffen werden kann (Ethnol, 160).

Unter den Problemen des marxistischen Feminismus rangiert nicht zuletzt der theoretische und praktische Umgang mit der ›Durchquerung‹ der Geschlechterverhältnisse durch die Klassen- und ›Rassen‹-Verhältnisse; dazu die Aufgabe, sexuelle Gewalt gegen Frauen in ihrer Zählebigkeit zu begreifen, ohne der Verführung zur essenzialistischen Naturalisierung eines männlichen vs. eines weiblichen Wesens zu erliegen.

Feministischer Marxismus hat den ›einseitig‹-feministischen Anspruch angenommen und begonnen, die gesamte Theorie und Praxis umzubauen. Historisch und begrifflich fällt dieser Umbau zusammen mit der strategischen Einschreibung der Ökologie.

In dem Maße, in dem feministischer Marxismus und marxistischer Feminismus ihren Zielen näher kommen und dadurch den Marxismus höher heben, beginnen die gegensätzlichen Besonderheiten abzusterben. Perspektivisch und konkret-utopisch können sie folglich als historisch-transitorische Formationen angesehen werden. Auch wenn sie als besondere Formationen im Zuge ihres Erfolgs geschichtlich zum Verschwinden bestimmt sind, wird die Arbeit, die sie aufgenommen haben, noch Generationen dauern.

Alltagsforschung, Arbeit, Arbeiterbewegung, Arbeitsteilung, Dialektik, disponible Zeit, Doppelbelastung, doppelte Militanz, Dritte Welt, Dualwirtschaft, Ehe, ehrenamtliche Arbeit, Eigenarbeit, Erfahrung, Erinnerungsarbeit, eingreifende Sozialforschung, Familie, Familienarbeit/Hausarbeit, Feminisierung der Arbeit, Feminisierung der Armut, Feminismus, feministische Ethikdiskussion, feministische Rechtskritik, feministische Theologie, Frauenarbeit, Frauenarbeitspolitik, Frauenbewegung, Frauenemanzipation, Frauenformen, Frauenfrage, Frauenhäuser, Frauensprache, Frauenstudien, freie Liebe, Geburtenkontrolle, Gegenöffentlichkeit, Gender Mainstreaming, Gerechtigkeit, Gesamtarbeit, Geschlecht, Geschlechterdemokratie, Geschlechterverhältnisse, Geschlechtervertrag, geschlechtsegalitäre Gesellschaften, gesellschaftlich notwendige Arbeit/Arbeitszeit, Gleichstellungspolitik, Göttin, Hausarbeitsdebatte, Hausfrau, Hausfrauisierung, häusliche Produktionsweise, Heimarbeit/Telearbeit, Herrschaft, Heteronormativität, Hexe, Hexenverfolgung, Hierarchie/Antihierarchie, historische Individualitätsformen, Homosexualität, Identitätspolitik, immaterielle Arbeit, individuelle Reproduktion, Internationaler Frauentag, Kaste, Kibbuz, Kinder/Kindheit, Kinderarbeit, Kinderladen, Kindesmissbrauch, Klonen, Köchin, Kommune, Kompetenz, Kompetenz/Inkompetenz, Komplementarität, konkrete nützliche Arbeit, Kopftuchstreit, Kopf und Hand, Körper, Kriminalroman, Krise, Kritik (IV), Kritische Theorie (II), Kulturstudien (Cultural Studies), Kurtisane, Kurzarbeit, Kybertariat, Lacanismus, Lachen, Landnahme, lebendige Arbeit, Lebensführung, Lebensweise/Lebensbedingungen, Leistung, Lernen, Lesbenbewegung, Liebe, Machismus (machismo), Macht, Magd, Männlichkeit, Marktfrauen, Marxismus, Marxistsein/Marxistinsein, Mehrwert, Orthodoxie, Patriarchat, Produktionsverhältnisse, Produktionsweise, Reproduktion, revolutionäre Realpolitik, Sexualität, sexuelle Befreiung, Sozialismus, subjektiver Faktor, Tauschwert, Vier-in-einem-Perspektive, Wert

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m/marxismus-feminismus.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/28 20:34 von christian     Nach oben
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