Mao-Zedong-Ideen

A: ʼafkār māw tsī tunġ. – E: ideas of Mao Zedong. – F: idées de Mao Zedong. – R: idei Mao Czė-duna. – S: ideas de Mao Zedong. – C: Máo Zédōng sīxiǎng 毛泽东思想

Theodor Bergmann (I.), Wolfram Adolphi (II.)

HKWM 8/II, 2015, Spalten 1706-1720

I. Dass die Führung der KPCh den Anspruch vertrat, in Mao Zedong einen eigenständigen Fortentwickler des Marxismus und Marxismus-Leninismus zu besitzen, wurde der westlichen Öffentlichkeit im Frühjahr 1947 durch ein Interview bekannt, das Liu Shaoqi der Journalistin Anna Louise Strong für die in New York erscheinende Zeitschrift Amerasia gewährte (Strong 1947; vgl. Liu, Das Denken Mao Zedongs, ASM 1, 309-13). Auf dem 7. Parteitag der KPCh 1945 hatte Liu erklärt, Mao sei »nicht nur der größte Revolutionär und Staatsmann in der chinesischen Geschichte, sondern auch ihr größter Theoretiker und Wissenschaftler« (Über die Partei, ASM 1, 237); zugleich hatte er mit der Einschätzung, Mao habe es vermocht, »die schwierige, gigantische Arbeit, den Marxismus auf China anzuwenden, erfolgreich zu Ende zu führen« (ebd.), die Aufnahme der »Lehre Mao Zedongs von der chinesischen Revolution« (ebd.), die später auf die Begriffe »Mao-Zedong-Denken« oder MZI gebracht werden sollte, ins neue Parteiprogramm begründet. Maos »größte Leistung« sei es, »den Marxismus von einer europäischen in eine asiatische Form umzuwandeln« (ASM 1, 309).

II. Anfang des 21. Jh. gehören die MZI nach wie vor zur ideologischen Grundausstattung der KPCh. 2012 spricht Generalsekretär Xi Jinping von der Notwendigkeit, bei der Gestaltung des »Sozialismus chinesischer Prägung« an der »Entwicklung, Fortsetzung und Erneuerung des Marxismus-Leninismus und der MZI« festzuhalten, da andernfalls »unsere Wurzeln verloren [gingen]« (2013, 9). In scharfem Kontrast dazu war in der für die Identitätsstiftung der VRCh bedeutsamen Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele 2008 in Beijing, die 5000 Jahre chinesischer Entwicklung umspannte, »nicht einmal für eine bloße Erwähnung Maos Platz« (Karl 2010, 183). Sind die MZI also ebenso wie der ML nichts anderes mehr als ein Teil des Kitts, der die KPCh zusammenhält als eine Partei, die – wie Karl-Georg Riegel meint – »ihr Kampfethos eingebüßt hat«, »nicht mehr zwischen ihren universalistischen Interessen und den partikularistischen Standesinteressen zu unterscheiden vermag« und daher »lediglich als neotraditionale Pfründnerschicht zu agieren in der Lage ist« (1995, 190)? Können die KPCh-Führer, wie Rebecca E. Karl mutmaßt, Mao nur dann als ihr »legitimatorisches Feigenblatt« bewahren, wenn sie »alles, wofür er stand, verleugnen« (2010, 184)?

Antagonismus, Bauernbewegung, chinesische Kulturrevolution, chinesische Revolution, Dritte Welt, Einheitsfront, Entmaoisierung, Entstalinisierung, Entwicklungsländer, Großer Sprung, Hegemonismus, Kampf der zwei Linien, Klassenanalyse, Klassenkampf, Kompradorenklasse, Langer Marsch, Liuismus, Maoismus, Marxismus, Marxismus-Leninismus, Massenlinie, nationale Bourgeoisie, neue Demokratie, Personenkult, Self-Reliance, Sinisierung, Volkskommune, Volkskrieg, Voluntarismus, Widersprüche im Volke

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m/mao-zedong-ideen.txt · Zuletzt geändert: 2024/02/09 18:05 von christian     Nach oben
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