Kinderarbeit
A: ‛amal al aṭfāl. – E: child labour. – F: travail des enfants. – R: detskij trud. – S: trabajo infantil. – C: tonggong laodong 童工劳动
Michel Bonnet, Bernard Schlemmer
HKWM 7/I, 2008, Spalten 649-660
Im Zuge der neoliberalen Globalisierung wird auch die Frage der K neu zu stellen sein. Historisch lassen sich in Bezug auf K vier Zeitabschnitte ausmachen: Die lange Phase vor der industriellen Revolution, in der K nicht thematisiert wurde; die Zeit seit der industriellen Revolution bis zu den Nachwirkungen des Ersten Weltkriegs, in der die Frage virulent wird und sich dann in den wohlhabenden Ländern schrittweise durch die Einführung der Schulpflicht löst; die Phase von der Gründung der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) bis zur Wirtschaftskrise gegen Ende des 20. Jh., in der die Frage praktisch vergessen ist, weil sie nur die kolonisierten, auf dem Weg der ›nachholenden Entwicklung‹ befindlichen Länder betrifft; und schließlich die Gegenwart, in der K als ein wesentliches Problem unserer Zeit wiederkehrt. Die Losung von der ›Abschaffung der K‹ dient allzu oft dazu, die allgemeine Diskussion um die Ausbeutung der Arbeitskraft zu verdrängen. Das Auftreten der Kinderbewegung als neuer historischer Akteur verschiebt den Blick vom Kind als Opfer zum Status eines Sozialpartners. Neu zu diskutieren sind das Verhältnis zwischen Arbeit und Bildung und der Ausschluss der Kinder aus armen Familien durch das von den internationalen Institutionen anvisierte Schulmodell. Der Kampf gegen Kinderausbeutung und entsprechende Aktionsformen muss im Zusammenhang mit dem Kampf um die Einhaltung der Arbeitsrechte geführt werden.
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